THEMA:

Hallo Kollegen,

muss man bei einem gemauerten Torbogen, analog dem Lastansatz eines Flachsturzes, nur Lasten innerhalb eines Dreiecks mit jeweils 60 Grad ansetzen? Im Mauerwerk-Kalender 2015 Bild 10 ist ein vertikaler Kraftfluss zu erkennen. Liegt dies evtl. nur an der geringen Aufmauerung?

Vaerdir schrieb:

Hallo Kollegen,

muss man bei einem gemauerten Torbogen, analog dem Lastansatz eines Flachsturzes, nur Lasten innerhalb eines Dreiecks mit jeweils 60 Grad ansetzen? Im Mauerwerk-Kalender 2015 Bild 10 ist ein vertikaler Kraftfluss zu erkennen. Liegt dies evtl. nur an der geringen Aufmauerung?
 

Du hast hier zwei völlig unterschiedliche Situationen:
1. Flacher Bogen innerhalb einer tragenden Mauerwerkswand (also innerhalb einer Wandscheibe)
2. Bogen (Tonnengewölbe) mit einer Hinterfüllung, auf der eine (Fußboden-)Platte aufliegt, die mit gleichmäßig verteilten Verkehrslasten belastet wird. .

Die in MK 2015, Bild 10 dargestellte Lamelleneinteilung verdeutlicht, wie die Lasten im Programm ARCO von Prof. Gelfi, Universität Brescia, für die einzelnen Keilsteine des Bogens ermittelt werden, um die Stützlinie mit diesem Programm berechnen zu können. Weitere Erläuterungen findest im Text des genannten MK-Artikels

Btw: das Dreieck in deiner Skizze ist eine DARF-, keine MUSS-Bestimmung...
 

Danke für den Hinweis zur Hinterfüllung, Herr Autor 

Im konkreten Fall geht es um eine ca. 50cm dicke Giebelwand aus Bruchstein-Schichtenmauerwerk bei dem der Bogen mittels Vollziegel gemauert wurde (siehe Bild 1 oben).

Die zukünftig aufliegende Stahlbetondecke liegt deutlich oberhalb des 60-Grad-Dreiecks. 

Vaerdir schrieb:

... eine ca. 50cm dicke Giebelwand aus Bruchstein-Schichtenmauerwerk...

Die zukünftig aufliegende Stahlbetondecke liegt deutlich oberhalb des 60-Grad-Dreiecks. 
 

Eine der Voraussetzungen für den Ansatz des "60-Grad-Dreiecks" ist, dass ein Mauerwerk mit ausreichenden Überbindemaßen vorliegt, so dass eine entsprechende Lastausbreitung im Mauerwerk möglich ist. Weitere Voraussetzungen sind u.a. keine störenden Öffnungen im und neben dem "Brüstungsmauerwerk" sowie eine gesicherte (nachweisbare) Aufnahme des Gewölbeschubs durch die angrenzenden Wandscheiben (Mindestbreite der Wandscheibe 1,0 m). Weiteres findest du in der älteren Literatur zur DIN 1053 (z.B. ältere MKs oder Mauerwerksbau-Praxis).

Hier handelt sich mal wieder um gefühlte Statik.
Ein Gewölbe über dem flachen Bogen kann sich m. E. nur herausbilden, wenn dieser kaputt ist. 

Megapond schrieb:

Hier handelt sich mal wieder um gefühlte Statik.
Ein Gewölbe über dem flachen Bogen kann sich m. E. nur herausbilden, wenn dieser kaputt ist. 
 

Na, welches Gefühl hast du, Megabond? Wer ist steifer: der flache oder der steile Bogen? Und wer geht eher "kaputt"?