THEMA:

Hallo zusammen,

ich bin gerade am Rechnen eines nachträglichen Dachausbaus. Dabei hab ich festgestellt, dass die Sparren nach dem Ausbau nicht mehr tragfähig wären. Um die Tragfähigkeit zu erhalten, hätte ich seitlich eine Bohle mit den entsprechenden Abmessungen nageln lassen.
Nun mein Problem:
Mein Chef ist kein Tragwerksplaner, sondern Bauunternehmer (und das noch vom alten Schlag). Er sagt, früher hat man als Unterkonstruktion anstatt Latten, zöllige Bohlen im Abstand von ca. 50 cm befestigt. Diese Bohlen hätten dann somit nicht nur als Unterkonstruktion, sondern auch als Steigerung der Tragfähigkeit des Sparrens gedient.
Kann das sein? Ich wüsste nicht einmal wie man so etwas rechnerisch ansetzten soll.
Ich denke er will nur Kosten sparen und mich (mit meiner mangelnden Arbeitserfahrung) als Jungingenieur dabei ausnutzen, oder?

Hallo Werner,

ich bin zwar erst 15 Jahre als Statiker tätig, aber "Zöllige Bohlen" anstelle der Dachlatten habe ich noch nicht gesehen.
Auch werden diese Bohlen nichts an der Tragfähigkeit der Sparren ändern,
da die Lasten nun mal in die Sparren gehen und nicht über diese "Bohlen" abgeleitet werden.
Selbst wenn im Altbau der "kleine" Sparren ausrechend dimensioniert ist, bekommt man Probleme mit der Dämmung. Es ist also ohnehin eine Aufdopplung erforderlich.
Wo ist das Problem Deines Chefs ? Wie will er denn die erfoderliche Dämmung (> 16 cm) ohne Aufdopplunf einbauen ?

Gruß Woodpecker

Ich glaube es geht ihm weniger um die Dämmung als um das Holz bzw. dem Arbeitsaufwand (oder er will mir nicht Recht geben). Für die Dämmung wird anstelle von Dachschalung 3,5cm Pavatex angebracht.
Ich kann ihn auch nicht verstehen. Manchmal kommt er mit wirklich solchen Ideen daher, was soll man da sagen?

Gruß
Werner

Ich kenne zwar die Dachkonstruktion nicht im Detail ,aber die Tragfähigkeit des Holzes ist in den meisten Fällen nicht erschöpft ,denn sehr oft ist es die Durchbiegung mit L/300 die nicht eingehalten werden kann.
Also ist es in der Regel kein Standsicherheitsproblem .

Viel wichtiger als die ganze Rechnerei ist die Untersuchung ob die alten Hölzer überhaupt noch in Ordnung sind.
Um wieviel Mehrlast geht es denn überhaupt beim Dachausbau?
Normal werden ja in etwa 0,70 (für g) ,0,75 (s) plus Wind angesetzt.
Je nachdem w/2 plus s oder s/2 plus w
Also irgendwo bewegt sich das Ganze zwischen 1,50 bis 2,00 kN/qm.
Das Isolierzeugs wiegt doch oft nur 0,10 kN /qm?
Plus das bißschen Gipsplatten oder Nut und Feder ist doch normalerweise nicht die Welt oder?
Wegen 5% Mehrlast ein Dach abeißen?
Wenn der Dachsparren als Zweifeldträgersystem bemessen war kann man im Notfall ein 3er Brett in der Höhe der Sparren beinageln.

Die Dämmung läßt sich kombinieren als Zwischensparrendämmung und unter den Sparren mit durchgehender Wärmedämmung oder ersatzweise den Rest über den Sparren.
Dafür gibt es ja Systeme die als zusätzliche Aufsparrendämmung wirken.
Normalerweise funktioniert so etwas schon.
Schlechter sieht es Im Regelfall bei den Decken aus wenn man zusätzliche Trennwandlasten plus höhere Deckennutzlasten zu verkraften hat
Gruß Heinrich

Also den ersten Absatz von Heinrich genieße ich mit Vorsicht. Sicher hat er irgendwo Recht, dass oft die Durchbiegung maßgelich ist. Ich habe aber auch selbst schon andere Fälle erlebt. Außerdem ist eine durchgewölbte Dachschräge auch keine Augenweide. Den anderen Ausführungen von Heinrich kann ich nur zustimmen. Also: Rein rechnerische Ergebnisse und Wirtschaftlichkeit in übereinklang bringen! Nicht immer einfach, aber machbar. Und nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Wenn sich der Chef durchsetzen wiil, lass ihn doch. Irgenwann fällt ihm das schon auf die Schuhe.
Alle Gute von
Arno

Ich würde auch erst mal die Durchbiegung untersuchen. Früher waren als Beschränkung L/200 gefordert, klar das man heute mit L/300 auf den Bauch fällt.
Ist die Biegespannung zulässig, dann ist mit Fingerspitzengefühl eine höhere Durchbiegung wohl vertretbar. Aber auf Rißvermeidung auchten.