THEMA:

Hallo lieber Stahlbau-Spezialisten

Ich hätte folgende Fragen:
- Ist eine Demontage und Wiederwendung einer Stahlkonstruktion lt. EN1090 grundsätzlich möglich ?
- Falls ja muss man etwas spezielles beachten bzw. gibt es Einschränkungen (dass Ankerschrauben und vorgespannte Schrauben nicht mehr verwendet werden ist klar)

Weitere Frage die indirekt damit zusammenhängen
- Gibt es Einschränkungen die für EXC2 und EXC3 unterschiedlich gehandhabt werden
- Kann man eine Konstruktion die nachweislich als EXC2 geplant und hergestellt wurde nachträglich als EXC3 klassifizieren bzw. was wäre dazu erforderlich

Danke für die Infos im Voraus
 

Was haben Sie konkret vor?
Wollen Sie aus Einzelbauteilen einer Stahlhalle eine neue Brücke errichten?

Nein es geht darum eine Stahlkonstruktion abzubauen und an einer anderen Stelle wieder fast 1:1 aufzubauen.
Änderungen würden sich wenn überhaupt erforderlich auf zB Verkürzung der Stützen beschränken.

Die Änderung der EXC Klasse würde (wenn überhaupt erforderlich, dass muss erst geklärt werden) sich nicht aus der Änderung der Konstruktion selbst ergeben, sondern aus der Änderung des Standortes (StaKo kommt von einer alten in eine neue Industrie-Anlage) 

Vielleicht um das ganze zu vereinfachen bitte getrennt beantworten
a) Demontage Stahlbau und Wiederverwendung/Wiederaufstellung auf neuen Standort
b) Änderung der EXC Klasse


PS: Vielleicht bleiben wir fürs erste bei a)

Hat niemand/jemand eine Meinung ?

Servus......

also in den erläuterungen zur EN1090-2 wird folgendes definiert:
"An dieser Stelle sei auf die Problematik fehlender Prüfbescheinigungen hingewiesen, wenn z. B.
Stähle aus bestehenden Bauwerken wiederverwendet werden. Dann müssen ersatzweise Stückprüfungen
an den Produkten durchgeführt werden, wobei die durchzuführenden Untersuchungen
in jedem Einzelfall festzulegen sind."....weiters:
"Eine besondere Werkstoff-Problematik entsteht immer dann, wenn beim Um- und Anbauen von
Altbauten bzw. beim Bauen im Bestand Altstahl weiter verwendet werden soll, da in der Regel
keine Werkstoffnachweise (z. B. Prüfbescheinigungen nach EN 10204) mehr vorliegen. Leider
enthält EN 1090-2 keine Aussagen zum Vorgehen in einem solchen Fall. Es empfiehlt sich, grundsätzlich
eine Bestimmung der vorliegenden Stahlqualität des Altstahls durchzuführen. Für eine
genaue Spektralanalyse reicht in der Regel ein Bohrkern von ca. 25 mm Durchmesser bei ca.
5 bis 10 mm Dicke aus."

Liegen dir Prüfbescheinigungen aus dem bestehenden Bauwerk vor?



weiters: "Änderung der EXC aus der Änderung des Standortes "
Ändert sich die CC-Klasse? oder die beanspruchungsart (Ermüdung)?
wie geht der "standort" bei der bestimmung der EXC ein?
AUSFÜHRUNGSKLASSE  EXC3 (aus ÖN B 1993-1-1:2017, Anhang C.4)In diese Ausführungsklasse fallen Bauteile oder Tragwerke aus Stahl bis zur Festigkeitsklasse S700, für die Folgendes gilt:a) Bauteile oder Tragwerke, für die mindestens einer der folgenden Punkte 1) bis 4) zutrifft und die der Schadensfolgeklasse CC3 gemäß ÖNORM EN 1990 und ÖNORM B 1990-1 sowie ÖNORM B 1990-2 entsprechen:1.     Haupttragwerkselemente von großflächigen Dachkonstruktionen von Versammlungsstätten/ Stadien (mit mehr als 500 m² Lastabtragung auf das Haupttragwerkselement);2.     Haupttragwerke von Gebäuden mit mehr als 15 Geschoßen;3.     Wehrverschlüsse bei extremem Abflussvolumen/Stauvolumen (Stauhöhe > 5 m oder Stauvo-lumen > 10 000 m3, Gefährdung > 1 000 Personen);4.     dünnwandige Turmkonstruktionen in Schalenbauweise, wie z. B. Stahlschornsteine ab 7,5 m Höhe;b) Bauteile oder Tragwerke mit Ermüdungsbeanspruchungen oder seismischen Einwirkungen (DCM oder DCH), für die mindestens einer der folgenden Punkte 1) bis 5) zutrifft, und die der CC2 oder CC3 nach ÖNORM EN 1990 und ÖNORM B 1990-1 sowie ÖNORM B 1990-2 entsprechen:1.     Straßenbrücken,2.     Eisenbahnbrücken,3.     Fliegende Bauten gemäß ÖNORM EN 13814,44.     Türme und Maste, wie z. B. Antennentragwerke,5.     Kranbahnen.Die Ausführungsklasse EXC3 gilt auch für andere vergleichbare Bauwerke, Tragwerke und Bauteile, wie z. B. Fußgängerbrücken, die der Schadensfolgeklasse CC3 zugeordnet werden.

lg....

cebudom schrieb:

Nein es geht darum eine Stahlkonstruktion abzubauen und an einer anderen Stelle wieder fast 1:1 aufzubauen.
Änderungen würden sich wenn überhaupt erforderlich auf zB Verkürzung der Stützen beschränken.

Die Änderung der EXC Klasse würde (wenn überhaupt erforderlich, dass muss erst geklärt werden) sich nicht aus der Änderung der Konstruktion selbst ergeben, sondern aus der Änderung des Standortes (StaKo kommt von einer alten in eine neue Industrie-Anlage) 

Vielleicht um das ganze zu vereinfachen bitte getrennt beantworten
a) Demontage Stahlbau und Wiederverwendung/Wiederaufstellung auf neuen Standort
b) Änderung der EXC Klasse


PS: Vielleicht bleiben wir fürs erste bei a)
 

Hallo cebudom,
hab das schon 2x praktiziert allerdings im Industriebereich, da der Bauherr jeweils der Meinung war, viel Tonnage einzusparen.

- großes Vordach 5 x 15m, 5 m hoch sollte vollständig eingehaust werden, die Baufirma war not amused, unterm Strich wäre kompletter Neubau einfacher und deshalb nicht teurer gewesen
- Einhausung 4 x 7 m, 4 m hoch, sollte doppelt so hoch aufgestockt werden, am Ende der der Berechnungen konnten nur untergeordnete Profile wiederverwendet werden

aber das war ja nicht deine Frage, ich hab mir da überhaupt keine Gedanken gemacht, da ich die Bestandsunterlagen jeweils hatte und die Stahlgüte mir bekannt war, gerechnet und fertig,
die wiederverwendeten Profile wurden alle angepasst,  gekürzt, Rippen eingeschweißt, Korrosionsschutz wiederhergestellt etc., ich seh da auf die schnelle keinen Unterschied als wenn man ein Profil aus dem Werk nimmt, Ankerstangen und Schrauben wie du sagtest selbstverständlich nicht wiederzuverwenden

ach ja, ich hatte natürlich vorgeschrieben, dass nach der Demontage die Profile auf Schäden und für die Wiederverwendung geeignet zu beurteilen sind

ba.