THEMA:

Moin,
im Rahmen des Klimawandels (nachhaltige, besonderes CO2 reduzierten Bauweisen) kommt das Thema des Upcycling z.B. des Einsatz von gebrauchten Seecontainern, für die Erstellung von Lagerhallen, immer mehr in den Fokus. In meinem konkreten Fall besteht eine Halle aus  vier Container. Auf den Traufseiten (je Traufseite 2 Container hintereinander, nicht gestapelt) und um eine nutzbare lichte Höhe von 4 Metern zu erreichen wird die Satteldachkonstruktion aus Fachwerkbinder als Nagelplattenverbinder hergestellt und auf den Containern verschraubt. Der überdachte Bereich der Unterstellhalle hat eine Breite von 8,3 Meter x 14, 9 Meter. Diese Holzkonstruktion ist mit M12 Schrauben mit den Containern verbunden um gegen Abheben zu sichern. Der statische Nachweis der Nagelplattenbinder liegt vom Hersteller vor sowie auch eine Statik für die gesamte Konstruktion mit den vier Containern. Für die gesamte Lagerhalle/Unterstellhalle, kleiner als 200 qm, wird hiermit, nach der NbauO, keine Prüfstatik benötigt.

Ferner ist im Gewerbegebiet diese Art der Bebauung / Gebäudeklasse, nach dem Bauanzeigeverfahren, damals beantragt worden. 

Seitens der Behörden wird jetzt aus dem Bereich Statik des Bauamtes folgendes reklamiert :
1. Standsicherheitsnachweis der Container
2. Nachweis der Fundamentierung/Ballastierung
3. Nachweis des Korrosionsschutzes der Container gemäß DIN 1090-2

Der Verwendbarkeitsnachweis der Seecontainer als Bauprodukt oder durch einen Standsicherheitsnachweis wurde nicht nachgewiesen und gebrauchte Seecontainer die im Bauwerk eingesetzt wurden. Dann wurde ebenfalls aufgeführt das Korrosionsschutz ist bereichsweise aufgebraucht und lediglich durch Bekleidungen verdeckt.

Zu Punkt 1 :  Ich habe argumentiert mit einer beispielhaften Spezifikation mit den technischen Spezifikationen von einem Hersteller der eingesetzten Container. Bei der Auswahl haben wir, sicherheitshalber, 3 fach hoch beladene Container eingesetzt, obwohl diese von den technischen/statischen Parametern überdimensioniert und nicht gefordert waren. 

Zu Punkt 2 : Mutterboden wurde abgeschoben, Recyclingunterbau aufgebracht und verdichtet. Unter allen Container wurden auf schweren Steinen, an allen Ecken, heraufgestellt. Auch seitlich Betonsteine verwendet (Kräfte gegen verschieben und gleiten entgegenzuwirken. Bei dem extrem großen Sturm hier im Februar hat sich nichts verschoben oder bewegt .. 

Die Container sind auch mit Trapezblechen (darunter Holz-UK) verkleidet dieses bringt auch Gewicht/Ballast. Auch die offenen Giebelseiten sind verkleidet mit diesem System und die Holzstiehle mit H-Pfostenträger (fvz GW 101 mm 600x60x6 mm) mit Estrichbeton mit dem Erdboden verbunden um auch gegen gleiten/verschieben zu wirken. Ebenfalls sind auch einige Container beladen (das ist ja auch der Sinn der Container ) 

Zu Punkt 3 : sämtliche Container von oben haben ja die Dachkonstruktion und die Verkleidung. Aus meinen Erfahrungen im üblichen Einsatz von Containern, wie beispielsweise ohne Dach, ohne Verkleidung oder auch der Transport mit Auswirkungen in Bereichen mit salzhaltigen Meerwasser (auf den Schiffen) sind alle Maßnahmen zum Korrosionsschutz beachtet wurden.

Ich habe in den letzten Jahrzehnten schon viel erlebt aber das ein Container derart nicht mehr einsetzbar ist habe ich nicht mitbekommen.

Ich habe auch schon größere Konstruktionen gesehen, welche mit deutlich stärkeren Rostbefall, die Container benutzt werden als Baukörper. 

Gerne kann ich Fotos etc. von unseren Konstruktionen auch anhängen. Jetzt würde ich mich extrem freuen wenn andere, hier aus dem Forum, auch über solche Probleme mit dem "Amtsschimmel" mit solchen Konstruktionen berichten können und natürlich welche Lösungen in der Argumentation mir empfohlen werden.

Ich bin gespannt  ....
  



 

Die Konstruktion befindet sich im Bereich Bauwesen. Damit unterliegt sie allen zugehörigen Vorschriften. Eigenkreative Sonderauslegegungen wirken nicht. In der Schiffahrt mögen manche Einwirkungen rauher sein. Dafür werden die Container in entsprechenden Werken reapariert und auch ausgetauscht. Ein Bauwerk steht so über Jahrzehnte. Auch da ist für private Auslegungen, auch die des Bauherren, kein Platz. Es geht darum eine Mindestgüte des Bauwerkes zu sichern und dem sind alle Einspar- oder Bauschleuniungsgelüste von Bauherr oder Planer untergeordnet.

Ich kenne die statischen Nachweise für Container. Hier kamen sie zumeist aus Polen. Ja, es wurde großartig was gerechnet, aber es konnte nicht gezeigt werden, dass Profile Lastansätze, Verbindungsmittel und so weiter gleichwertig zu unseren Forderungen waren.  Ansätze wie "andere haben das auch schon gemacht..." oder "wir haben es ganz toll handwerklich so und so gebaut ..." verfangen auch nicht. Richtig oder gar nicht und zwar über die ganze Strecke.

 

Gab es im Bereich Bauwesen Veränderungen zu solchen Konstruktionen ? Die mir bekannten Objekte dürften so in etwa aus den Bereich Erstellungsjahr 2011 bis 2015 gewesen sein. Gibt es einen Kontakt wer dieses jetzt berechnen kann ?  

Doofe Situation, wenn die Forderungen schon schriftlich erhoben wurden.
Ihr braucht auf jeden Fall einen Tragwerksplaner, der das Gesamtkonstrukt gesamtheitlich bewertet, dabei auf die Statik der Nagelplattenbinder verweist und die Ergebnisse integriert.
Laienargumentation interessiert die Bauaufsicht überhaupt nicht.
Ich kenne eure Bauordnung nicht, aber kann man nicht trotzdem einen Prüfingenieur hinzuziehen, um die  Bauaufsicht zu überzeugen?
Das Gründungsthema und die Verankerung des Dachs am Container muss natürlich sauber abgearbeitet werden. Das liest sich eher dürftig und könnte die Ursache, warum die Behörde wach geworden ist, sein.

 

Irgendetwas passt hier nicht zusammen:

Der statische Nachweis der Nagelplattenbinder liegt vom Hersteller vor sowie auch eine Statik für die gesamte Konstruktion mit den vier Containern

vs:

Seitens der Behörden wird jetzt aus dem Bereich Statik des Bauamtes folgendes reklamiert :
1. Standsicherheitsnachweis der Container
2. Nachweis der Fundamentierung/Ballastierung
3. Nachweis des Korrosionsschutzes der Container gemäß DIN 1090-2

Liegt jetzt ein Nachweis vor oder nicht ?

Allgemein:
@1: Ob ein "Gebäude" aus Beton, Ziegel oder in dem Fall hier aus Stahl ist, ist irrelevant. Standsicherheitsnachweis Gebäude ist gefordert, egal ob das "Gebäude" aus Containern besteht oder nicht

@2: Nachweis Fundamente ist integraler Bestandteil der Statik eines Gebäudes. Ich habe im Industriebau relativ viel mit Container-"Bauwerken" zu tun. Jeder weiß dass Container aus dem Schiffsbau heraus auf 4 Ecken stehen, und gut ist, und das es gängige Praxis ist die einfach auf Betonsteine aufzustellen (zb Baucontainer). Aber es weiß auch jeder Statiker aus dem Bauwesen, dass so kein Fundamentnachweis zu erbringen ist

@3: Wusste nicht dass Baubehörde Korrosionschutz kontrolliet (bin aber nicht in GER tätig)... das sollte man aber durch einen entsprechenden Hinweis in Statik und/oder am Genehmigungsplan abhandeln können.


Was mich aber stutzig macht: Du schreibst aber Nachgelplattenbinder und 4m lichte Höhe.... wie geht das wenn die Standard-Container unter 3m hoch sind ?

zum besseren Verständnis anbei die Skizze/Beschreibung. 
Ich freue mich auf einen Vorschlag wie es weitergehen kann....