Hallo zusammen und danke für die Aufnahme im Forum,
ich komme gerade von der Uni und bin jetzt seit 1,5Monaten im Beruf. Nun haben wir ein Projekt reinbekommen von einem Bauherrn, der in einem Mehrfamilienhaus Bj. 1984 den Dachstuhl bereits ausgebaut hat und gerne einen Treppenaufgang nach oben hätte.
Vorweg: Ich lasse alles was ich mache vorher nochmal absegnen, bevor ich irgendeine Statik unterschreibe. Mir geht es nur darum verschiedene Meinungen von erfahrenen Leuten zu hören und mir auch anderweitig ein wenig Input zu holen, zumal ich nicht völlig planlos vor den Leuten stehen möchte.
Ich habe mir die Bestandsstatik angeschaut und festgestellt, dass besagte Platte als einachsig gespannt gerechnet wurde und laut Statik R188er Matten oben und unten eingelegt wurden. Durch die Deckenplatten geht der Kamin und um diesen herum würde ich gerne das Treppenloch positionieren. Dem Architekten habe ich aufgrund der geringen Bewehrungsmenge vorgeschlagen, das ganze besser in Richtung Raumspartreppe zu planen, damit das Treppenloch nicht so groß werden muss. Der Vorschlag stieß allerdings nicht direkt auf Begeisterung, sodass ich mir dennoch auch andere Lösungen anschauen will und im Optimalfall doch meine sparsame Treppe durchgeboxt bekomme. Ich denke mal, je kleiner die Öffnung, desto besser für das Tragverhalten, obwohl einachsig gespannt vermutlich nicht so dramatisch sein sollte?! Im Grunde ist ja alles was parallel zur Spannrichtung neben der Öffnung liegt relativ unbeeinflusst von der Öffnung, oder sehe ich das falsch? Wenn ich die Decke als Balkenschar auffasse, ist das jedenfalls theoretisch so.
Ich habe mir das ganze System und verschiedene Lösungen daraufhin mal mit FE durchgerechnet und komme mit der Öffnung zu dem Schluss, dass ausreichend Bewehrung vorhanden sein sollte.
So, nun aber zu den eigentlichen Fragen:
In der Uni wurde nie über nachträgliche Öffnungen gesprochen, sondern immer nur, wie man bei geplanten Öffnungen die Bewehrung anordnet. Nun kann ich ja in die bestehende Decke um das Loch herum nicht anfangen Bewehrung einzubohren oder dergleichen. Wie wird sowas in der Praxis gehandhabt? Da wird doch nicht wirklich was verstärkt? Loch rein und fertig?!
Lokal sind nach FEM höhere Bewehrungsmengen erforderlich. Sagen wir, an verschiedenen Punkten muss dann laut Berechnung mal 1,96cm²/m drin sein, statt den 1,88cm²/m die tatsächlich drin sind. Wie kann man sowas hinsichtlich der Statik beurteilen? Ist es dann so, dass ich vielleicht "einfach nur" mit Rissen rechnen muss? An den Singularitäten habe ich extra fein gemesht. Die besagte Punkte sind aber nicht im Bereich von Singularitäten. Wäre es sinnvoll sowas auch mal nichtlinear zu rechnen? Ob die Bedingungen gegeben sind, müsste ich noch prüfen. Frage mich nur gerade, ob das eine Option wäre.
Außerdem: Inwiefern muss ich sowas nach dem neuesten Stand der Technik nachweisen? Mindestbewehrungen, die heute theoretisch eingebaut werden müssten, kann ich ja nur schlecht berücksichtigen. Reicht es also, das ganze nur anhand der "erforderlichen" Bewehrungsmenge zu beurteilen?
Man merkt: Es sind einige Fragen offen. Ich würde dem Bauherrn natürlich gerne sagen, dass die Öffnung machbar ist, aber dann wäre ich mir gerne sicher. Ansonsten muss man halt eine andere Lösung finden.
Ich würde mich über Tips freuen!