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Hallo Morten,
vielleicht war ich etwas kurz angebunden, aber in einem Fachforum die Ausgangsfrage „kann man vielleicht die Betonzugfestigkeit bei der Ermittlung der Zugbewehrung heranziehen.“ hat mich doch aus der Fassung gebracht. In meiner „Ausbildung“, ist halt schon ein paar Jahre her, wurde u.a. ein Grundsatz gelehrt: Für den Standsicherheitsnachweis (heute ULS bzw. GZT) wird die Betonzugfestigkeit, falls günstig wirkend, nicht angesetzt (zumindest für die Hauptbeanspruchungen, es treten natürlich z.B. in den Verbundbereichen immer sekundäre Zugspannungen im Beton auf, sonst würde der Verbundwerkstoff nicht funktionieren). Das hat im ersten Schritt noch nichts mit Spannungs- Dehnungslinien zu tun und gilt sowohl für die klassische Biegemessung als auch für z.B. Zugstützen oder Zugbereiche in Scheiben. Da steckt eine durchaus sinnvolle Sicherheitsphilosphie dahinter (Thema spröder Bruch, rechnerisch nicht berücksichtige Eigen- bzw. Zwangsspannungen usw.). Man kann z.B. eine Geschoßdecke so dick machen wie man will, ohne Bewehrung für eine Biegebemessung wird das nix (es sei denn, man kann einen Nachweis als Gewölbe führen). Na ja, vielleicht ist die Ausbildung heute anders und der Fokus geht dank EC mehr auf das Wesentliche. |
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Das hat immer etwas mit Spannungsdehnungslinien zu tun. Nur nimmt man halt je nach Situation mal etwas genauere und mal vereinfachte Linien an. Sekundäre Zugspannungen kenne ich nicht, vernachlässigte kenne ich schon. Hm, hier fehlt wohl das Ironie-Icon ![]() Mit Gruß es |
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Ich hab Beton auch nach EuroKot gelernt, und da wurde bei der Tragfähigkeit (GZT) auf der Zugseite (gerissener Beton) auch nur die Stahlspannung angesetzt und auf der Druckseite das ParabelRecktech bzw falls vorhanden die Druckbewehrung.
Die Physik bzw Mechanik hat sich durch den EuroKot nicht geändert, sie wurde nur leider Gottes auf eine derart technisch unverständliche und verschachtelte Weise beschrieben bzw. vermittelt dass es einem die Haare aufstellt. (Vor Allem weil es m.M.n. eben durch den Beiwert- und Verweiswahnsinn gepaart mit unklaren und interpretationsspielraum gebenden Formulierungen zu solch fahrlässigen weil grob falschen Aussagen kommen kann) Aber ich kann den Kollegen auch irgendwie verstehen, nachdem ich den Beton-EuroKot so an die 3 mal nur für die Prüfung durchgelesen habe... nicht um zu verstehen warum etwas gerechnet wird, sondern um zu wisse wo es auf die Schnelle im EC steht ![]() Es gibt aber auch eine Heilung gegen diese Krankheit. Als ich anfing zu Arbeiten hat mir mein Chef damals den Leonhardt am Tisch geknallt, ich war damals etwas verwirrt ... vor allem von so Sachen wie ''Handskizzen im Buch'' und ''Schreibmaschinentext statt Arial'' ... war ja alles nicht mehr ''up-to-date'' und sowieso eigenartig, hat aber gewirkt. Je länger ich aber arbeite, desto öfter schau ich im Leonhardt nach und weniger im EuroKot ![]() |
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Ist jetzt zwar OT, aber die Eingangsfrage sollte hinreichend beantwortet sein.
„Die Physik bzw Mechanik hat sich durch den EuroKot nicht geändert, sie wurde nur leider Gottes auf eine derart technisch unverständliche und verschachtelte Weise beschrieben bzw. vermittelt dass es einem die Haare aufstellt.“ Na ja, an dieser Entwicklung sind wir nicht ganz unschuldig. Beruflich aufgewachsen bin ich in einer Zeit, in der die Betondeckungen gering und Risse im Beton ein Mysterium waren und Dehnfugen am besten alle 15 – 20 m angeordnet wurden (DIN 1045-1972). Auch damals war nicht alles Gold was glänzt. Die Normen waren alle etwas „schlanker“, auch der Stahlbau war noch verständlich und auch der Holzbau war noch praktikabel. Manchem Kollegen war das aber etwas zu schlank. In meinen ersten Jahren beim Prüfingenieur und den im Zuge der bei der Prüfung geführten Diskussionen mit den Kollegen kam dann bei Prüfanmerkungen sehr häufig die Frage: „Wo steht das in der Norm“, nach der Sinnhaftigkeit wurde nicht gefragt. Mittlerweile sind die Normen eher Schulbücher und es steht fast alles drin, nun sind wir auch wieder nicht zufrieden. ![]() |
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Nicht jeder sitzt im Normungsausschuß und kann zeitig an den Rädchen mitdrehen. Als die Entwicklung hinreichend bekannt wurde, war der Drops eigentlich schon gelutscht. Was wollen wir denn dagegen machen? Eine Demo in Berlin, in Brüssel, oder mal 5 Jahre lang streiken? ![]() Ich stelle aber fest, dass wenigstens die Einführungsseminare zunehmend lustiger ablaufen und auch mal mit recht kritischen Beiträgen ergänzt werden, so dass man sich wenigstens nicht ganz so allein mit dem Elend fühlen muß. Die Antwort auf meine ernst gemeinte Frage an einen teilnehmenden Prof-Dr-Ing. Normenausschußler, wie man denn die immer fetteren Lastannahmen im Brückenbau im kommunalen Bereich bei Ersatzneubauten noch stemmen soll, wo man doch an allen acht Ecken in der Geometrie festgenagelt ist, lautete kurz und knapp "da müssen Sie als Ingenieur eben auch einmal kreativ rangehen". Sollte heißen: hochfester Beton und ausgeleierte bis kühne Konstruktionen zu bald doppelten Baukosten als bisher, für die mich jeder Bauamtsleiter und Bürgermeister rückwärts zur Tür rausschiebt. Na danke für das Gespräch. Genau das "kreativ sein" mache ich im Einzelfall jetzt auch. Aber sicher nicht im Sinne dieser "Norm". |
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off topic: ... es gibt mittlerweile auch hilfreiche Literatur dazu, wie man die "fetten Lastannahmen" für kommunale Brücken mit Blick auf Verkehrsaufkommen und Schwerlastverkehrsanteil etc. reduzieren kann (so in Richtung der "guten alten" Brückenklassen) ... auch das gehört zu einer kreativen Herangehensweise, die man mit dem Baulastträger offen diskutieren kann (die Öffnungsklausel hierzu enthält der Eurocode) ... |
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