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Gegenargumente WU als Fertigteil/Elementwände 27 Mär 2013 12:39 #46867

Hallo liebe Kollegen,

bei öffentlichen Bauten ist es oft so, dass man die Schal- und Bewehrungsplanung VOR der Vergabe macht.

Normalerweise plant man dann alle WU Bauteile als Ortbeton. Auch werden sie meist als Ortbeton ausgeschrieben. Dann gehen die Angebote ein. 9 von 10 Angebote halten sich auch daran und bieten als Ortbeton an.
Nur einer schlägt meist außer der Reihe und bietet ein Nebenangebot in Fertigteil/Halbfertigteil an. Meist ist er dann auch gnadenlos billiger als die Konkurrenz.
Das Amt muss nun normalerweise immer den Billigsten nehmen - darauf spekuliert der Fertigteil Anbieter. Nur in begründeten Fällen kann man den Billigsten dann aus der Wertung nehmen.

Die Argumente dagegen müssen aber technischer Natur sein.

Ich brauche nun Gegenargumente, die gegen WU in Fertigteilbauweise sprechen.

Ein paar habe ich schon gesammelt:

laut Zement-Merkblatt (Verein Deutscher Zementwerke e.V.) sollen WU Bauwerke 3 Punkte erfüllen:
1. eine geometrisch einfache Konstruktion
2. eine möglichst zwangarme Konstruktion
3. eine risikoarme, kontrollierbare Ausführung

In der Ortbetonbauweise kann man Pkt. 1-3 sehr gut erfüllen.
Einsatz von langsam erhärtenden Zement unter Berücksichtigung längerer Ausschalfristen. Die Ortbetonbauweise ist wesentlich risikoärmer, da hier nicht so viele komplizierte Abdichtungsdetails auftreten.

In Fertigteilbauweise erfüllt man aus meiner Sicht alle 3 Punkte nicht mehr gut:

zu 1.: Geometrisch wird die Konstruktion wegen der ganzen Anschlussdetails wesentlich komplexer. Die Anzahl der Fugen im Bauwerk steigt um ein Vielfaches.

zu 2.: im Fertigteilwerk werden i.d.R. schneller erhärtende Zemente eingesetzt um die Ausschalfristen und die Nachbehandlungsdauer kurz zu halten. Es wird auch oft sehr früh ausgeschalt.Dies führt zu erhöhtem Zwang und damit später zu Rissen und ggf. Rissbreiten die nicht mehr im Rahmen der WU Anforderung (kleiner 0,2mm) liegen.
Durch den Transport der Fertigteile können zusätzliche Risse im Betongefüge entstehen, die zunächst schwer nachzuweisen sind aber später zu Undichtigkeiten führen.

zu 3.: die Herstellung der Fertigteile kann nicht direkt kontrolliert werden. Man hat keinen Einfluss auf die Qualität der Bauteile. Man muss letztlich darauf vertrauen, dass man gute Qualität geliefert bekommt. Hingegen kann man bei der Ortbetonbauweise auf der Baustelle direkten Einfluss auf die Qualität der Ausführung nehmen.

Die Ausführung wird in FT-Bauweise außerdem komplizierter, vor allem in Bezug auf die Abdichtung. Hier bedarf es einer erhöhten Aufmerksamkeit und Überwachung.
Das Ausführungsrisiko gegenüber der Ortbetonbauweise ist damit insgesamt um einiges höher.

Ganz prinzipiell gilt auch das Argument, dass man eine „weiße Wanne“ im Idealfall aus einem Stück bauen sollte und nicht aus Einzelteilen. Jede Arbeitsfuge und damit jedes Einzelteil stellt eine Schwachstelle in der WU Konstruktion dar. In der Fertigteilbauweise ist die Anzahl der Arbeitsfugen wesentlich höher als bei der Ortbetonbauweise. Damit nimmt auch die Anzahl der Schwachstellen im Bauwerk erheblich zu.


Natürlich wird ein FT Hersteller jedes Argument widerlegen, das ist auch klar.
Und wenn das Amt Fertigteil will, dann bekommt es das auch.

Aber ist die Fertigteilbauweise wirklich zu 100% genau so gut wie Ortbeton? Ist das Risko von Baumängeln genau so hoch wie bei Ortbeton?
Wie sind Eure Erfahrungen? Gerade bei WU Kellern mit Elementwänden habe ich schon zahlreiche Wasserschäden gesehen.

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Aw: Gegenargumente WU als Fertigteil/Elementwände 27 Mär 2013 13:46 #46868

Ein Fertigteil ist einer Ortbetonbauweise technisch nicht gleichwertig, das darf ruhig behauptet werden, und damit der formale Ausschlußgrund gegeben. Der Ausschlußgrund muß nur so "wasserdicht" sein, daß er auch einem Juristen einleuchtet, denn der ausgeschlossene Bieter wird Beschwerde erheben.
Die angeführten technischen Argumente sind insoweit auch zutreffend. Bei Fertigteilen, insbesondere auch Halbfertigteilen/Hohlwänden läßt sich eine innere Fugenabdichtung (Blech/Fugenband) vor der Betonage kaum noch auf korrekte Lage prüfen. Gleiches trifft auf die Anschlußbewehrung Fundament-Wand zu, natürlich auch die Eckbewehrung, damit ist auch die statische Sicherheit an diesen Stellen fraglich.

Das Risiko von Baumängeln ist also deutlich höher und eine weiße Wanne mit "richtig" Wasserdruck von außen mit Fertigteilen praktisch nicht beherrschbar.
Wenn der Bieter hier nicht mit mehreren mängelfreien Referenzbauten gegenhalten kann, dann würde ich das ruhig auf die Vergaberüge ankommen lassen. Ist natürlich die Frage, inwiefern der Bauherr diesen Weg mitgeht. Wäre also vorteilhaft, mehrere Schadensfälle parat zu haben, um beim Bauherrn ein gutes Horrorszenario aufbauen zu können.

Wenn der Bauherr aber uneinsichtig ist und unbedingt sparen will, dann muß man den rennen lassen, da kann man nur noch Eigensicherung betreiben. Solche Fälle gibts leider, kenne ich aus eigener Erfahrung.

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Aw: Gegenargumente WU als Fertigteil/Elementwände 27 Mär 2013 14:22 #46870

Hallo,

wenn die WU-Wanne als Ortbetonkonstruktion ausgeschrieben wurde und ein Bieter einen sog. Sondervorschlag (z.B. als Fertigteil) vorlegt, dann kann (!) der Bauherr relativ problemlos dieses Angebot ablehnen. Eine kurze Begründung (schwer kontrollierbarer Einbau, schadensanfällig, etc.) reicht schon. Das ist vergaberechtlich schwer anzugreifen, denn daß der Bauherr keine FT-Konstruktion wollte, geht schon daraus hervor, daß er Ortbeton ausgeschrieben hatte (wenn er Fertigteil hätte haben wollen, dann hätte er ja das ausgeschrieben). Und alle Bieter hatten die gleichen Möglichkeiten, das Hauptangebot abzuliefern. Also keine Diskriminierung o.ä. Der Bieter hat i.d.R. keinen durchsetzbaren Anspruch darauf, daß seine vom LV abweichende Konstruktion auch genommen wird.

Aaaber, wenn der Bauherr nun plötzlich glaubt, Geld sparen zu können und deshalb bereitwillig FT als technisch gleichwertig mit Ortbeton ansieht (weil er davon profitiert), dann hast du als Planer und vor allem als Bauleiter ein Problem. Der Bauleitungs- und Überwachungsaufwand steigt und dein Honorar (sofern HOAI) sinkt.

Fazit: Es hängt alles vom Bauherrn ab. Der entscheidet, ob er sich deine Bedenken zu eigen machten will oder nicht.

Gruß
mmue

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Aw: Gegenargumente WU als Fertigteil/Elementwände 27 Mär 2013 14:36 #46871

Hallo IBSz,

hier ein Auszug aus "Bewehren nach DIN 1045-1" von Klaus Beer.

Siehe eingewolkter Absatz! Deine Bedenken sind berechtigt ;)


Anhang SKMBT_C35313032716240.pdf wurde nicht gefunden.

Anhänge:

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Letzte Änderung: von Wadi.

Aw: Gegenargumente WU als Fertigteil/Elementwände 27 Mär 2013 14:44 #46872

Wadi schrieb:

Hallo IBSz,

hier ein Auszug aus "Bewehren nach DIN 1045-1" von Klaus Beer.

Siehe eingewolkter Absatz! Deine Bedenken sind berechtigt ;)


hab das Buch auch und schon gefunden S.88 meinst Du?
Klingt gut, werd ich mit rauskopieren. Ein Bestätigung aus der Fachliteratur ist immer gut :-)

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Aw: Gegenargumente WU als Fertigteil/Elementwände 27 Mär 2013 15:46 #46875

mmue schrieb:

Aaaber, wenn der Bauherr nun plötzlich glaubt, Geld sparen zu können und deshalb bereitwillig FT als technisch gleichwertig mit Ortbeton ansieht (weil er davon profitiert), dann hast du als Planer und vor allem als Bauleiter ein Problem. Der Bauleitungs- und Überwachungsaufwand steigt und dein Honorar (sofern HOAI) sinkt.


wenn man Bauleiter ist wird das so sein, aber als Tragwerksplaner ist man verantwortlich für seine eigene Planung und nicht für die anderer. Auch kann man nicht gezwungen werden die Planung anderer zu prüfen um damit in die Verantwortlichkeit gezogen zu werden.

Wenn der Bauherr sich für einen Sondervorschlag entscheidet, dann hat derjenige, der den Sondervorschlag anbietet und ausarbeitet, alle (!) notwendigen Nachweise zu führen. Auch muss er beurteilen inwieweit sein Sondervorschlag Auswirkung auf andere Kosntruktionsteile hat und er hat gegebenenfalls auch da entsprechend was zu tun.

Die Sondervorschlagsfirmen freuen sich natürlich, wenn der Tragwerksplaner so naiv ist sich die Verantwortlichkeiot für ihre Planung in die Schuhe schieben zu lassen.

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