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Erfahrungen mit Umbau 08 Dez 2011 14:42 #38988

Liebe Kollegen,

ich habe eine Anfrage für einen umfangreichen Umbau eines großen Wohnhauses bekommen. Mit dem klassischen Hochbau habe ich nur begrenzte Erfahrung da ich überwiegend Stahl- und Anlagenbauprojekte mache aber dieses Projekt finde ich interessant und ich will darum hierfür anbieten. Bevor ich das Angebot mache, würde ich gerne eure Meinung zu ein paar Punkten erfahren.

- Objekt: Freistehendes Einfamilienhaus, ca 300m², 50er Jahre, EG + DG, kompliziertes Dach,

- Umbau: Neugestaltung des DG mit neuem System des Dachs

Hier meine Fragen:

- Es wird zur Zeit nach der Statik gesucht. Falls die Statik nicht gefunden wird: Welche Möglichkeiten gibt es die bestehende Konstruktion zu beurteilen (Mauerwerks- und Betongüte, Bewehrung der Decken, Abmessungen der Fundamente, Baugrund)?

- Ich will Entwurfs- und Genehmigungsplanung anbieten. Welche Erfahrung habt Ihr damit den ausführenden Firmen die eigentliche Ausführungsplanung zu überlassen?

- Habt Ihr Erfahrungswerte für den Zeitaufwand und damit die Kalkulation? Geschätztes Budget für den Umbau ist 500 T€


Würde mich freuen von euch zu hören - Oliver

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Aw: Erfahrungen mit Umbau 09 Dez 2011 09:53 #39004

Ich glaube, daß der erforderliche Aufwand schon zur Feststellung der Grundlagen sehr aufwändig und damit teuer wird. Die dann ermittelten Grundlagen garantieren noch keinen Erfolg des Vorhabens. Sobald die Statik des vorhandenen Gebäudes auch nur gering verändert wird, geht der sog. statische "Bestandsschutz" flöten. Dann muß auf Grundlage der aktuellen Normen und dem aktuellen Stand der Technik geplant (evtl. Nachrechnung Bestand) und gebaut werden. Selbst wenn die "alte" Statik auftaucht ist das noch keine Garantie dafür, daß tatsächlich auch so gebaut wurde. Gerade bei Wohnhäusern ist eher das Gegenteil die Regel. Um eine umfangreiche Bestandsuntersuchung zur Feststellung der Grundlagen führt bei ordentlicher Bearbeitung also kein Weg vorbei. Nach der teuren Bestandsuntersuchung würde die eigentliche Planungsarbeit aber erst beginnen.

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Aw: Erfahrungen mit Umbau 09 Dez 2011 20:29 #39015

tragfähigkeit von wänden kann man oft auf der sicheren seite liegend abschätzen.

sichtbare holz oder stahlkonstruktionen kann man teilweise nachrechnen.

massivdecken ohne planunterlagen können mit hilti-ferroscan untersucht werden.

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Aw: Erfahrungen mit Umbau 10 Dez 2011 13:35 #39017

Hallo,

Kompliziertes Dach? 50er Jahre? Kann sein, daß da wenig oder gar nichts gerechnet wurde. Der Zimmermann hat's schon irgendwie gemacht. Wenn du das ernsthaft nachweisen willst, dann wirst du um Aufmaßpläne nicht herum kommen.

Decken: Kann sein, daß es zwar eine Statik gibt, aber keine Bewehrungspläne. Wenn die Decken durch den Umbau nicht zusätzl. belastet werden (z.B. höhere Nutzlasten), dann ist es womöglich nicht so tragisch, wenn's keine Unterlagen gibt.

Ausführungsplanung: Entweder deine Konstruktion ist so einfach, daß Ausführungspläne nicht nötig sind, oder du mußt welche machen. Anderes gilt nur, wenn du absehen kannst, daß die Firma, die den Auftrag erhalten soll, auch dazu in der Lage ist Ausführungsplanung zu machen (meistens nicht).

Kalkulation / Zeitaufwand: Kann man aus der Ferne nicht schätzen.

Gruß
mmue

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Aw: Erfahrungen mit Umbau 13 Dez 2011 09:11 #39053

Vielen Dank für die Antworten und Hinweise! Ich versteh euch so, dass man im Umbau - wenn man nicht einen Aufwand betreiben will, der jedes normale Bauvorhaben sprengt - die Nachweise nicht bis zum Ende wie aus einem Lehrbuch für Neubauten aus der eindeutigen DIN- und EC-Welt führen kann. Sondern dass man sich auf eine Mischung aus vernünftigen Annahmen, die vorhandenen Unterlagen und einfach durchführbare Tests stützen muss.

Es bleibt damit immer noch ein Restrisiko, z.B. dass die nicht mehr zugänglichen Fundamente nicht in der ausgewiesenen Breite ausgeführt wurden. Wie geht man hiermit um? Nehmen wir an, es kommt hierdurch zu einem Schaden. Wer muss eurer Meinung nach hierfür gerade stehen? Der Architekt? Der Tragwerkplaner? Reicht´s aus, wenn ich als Tragwerkplaner dem Bauherrn erkläre, dass wenn er 100%tige Sicherheit haben will, dass er entweder eine Neubau machen oder alles 100%tig untersuchen lassen muss?

Gruss - Oliver

P.S.: Könnt Ihr Literatur zu diesem Thema empfehlen?

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Aw: Erfahrungen mit Umbau 13 Dez 2011 11:01 #39059

Hallo Oliver,

allgemeingültige Aussagen zu diesem Thema gibt es kaum.

Grundlage aller neuen Nachweise sind Angaben über die vorh. Konstruktion aus den Archivunterlagen. Wenn es wenig oder gar nichts an Statik gibt, dann kannst du die fehlenden Informationen nur durch örtliche Feststellung / Aufmaß bekommen.

Nichts zu wissen, aber munter drauf los zu rechnen nach dem Motto 'alles was ich hier reinschreibe muß dann später verantwortlich vom Bauleiter überprüft werden' geht meistens schief. Nicht jeder Bauleiter ist so ahnungslos und läßt dich damit durchkommen. Kann sein, daß du auf die Baustelle zitiert wirst, um dein Pamphlet zu erläutern. Wenn deine Statik nichts mit dem vorh. Bau zu tun hat (weil du ja nichts wußtest), könnte dein Bauherr auf die Idee kommen, dich nicht zu bezahlen, weil er das Machwerk ja nicht verwenden kann.

Also brauchst du klare Angaben zumindest über die Bauteile, die du in deiner Konstruktion mit verwendest. Das kann bei einem tiefgreifenden Umbau eine ganze Menge sein. Wenn dir die Angaben verweigert werden (Nachsehen ist zu teuer), kannst du deine Arbeit nicht machen.

Deinen Bauherrn mußt du grundsätzlich über wichtige Fragen aufklären, und zwar so, daß er es verstehen kann (er ist ja Laie, sonst hätte er dich nicht beauftragt). Das 'Erklären' kann aber kein Verschieben deiner Verantwortung auf den Bauherrn sein. Die Verantwortung für die Statik trägst du allein.

Ob der Architekt mithaftet? Darüber gibt es bei den Juristen dicke Bücher. Normalerweise nicht. Er muß deine Statik nicht nachrechnen. In der Verantwortung für Fehler beim Tragwerk ist er nur, wenn er selbst Murks baut oder wenn er definitiv hätte erkennen müssen, daß da Blödsinn passiert.

Gruß
mmue

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