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Deckenscheibe im Bestand 14 Apr 2010 07:25 #32392

Hallo Kollegen,

ich hab eine Frage zur Ausbildung von Holzbalkendecken als Scheibe. Nach DIN 1052 (neu und alt) ist eine Ausbildung als Scheibe nur mit ein- oder zweiseitiger Beplankung aus Holzwerkstoffplatten möglich.

Was ist aber mit vielen Decken im Bestand? Die meisten sind mit normaler Dielung einseitig beplankt, bestenfalls mit Nut-und Feder Schalung. Nach den Anforderungen der DIN sind das keine Scheiben - und trotzdem erfüllen diese Decken ja oftmals ihre Aufgabe als Scheibe im Bauwerk.

Hat jemand Erfahrung, in welcher Art und Weise man solchen Bestandsdecken eine ausreichende Tragfähigkeit als Scheibe unterstellen kann? Giebt es irgendwo Literaturvermerke oder andere Möglichkeiten zum Nachweis?

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Aw: Deckenscheibe im Bestand 14 Apr 2010 12:16 #32394

Hallo,
diese Problematik hat mich auch schon öfter beschäftigt. Es muss nicht jede Decke als aussteifende Scheibe betrachtet werden. Vom Informationsdienst Holz gab es mal eine Broschüre „Aussteifende Holzbalkendecken im Mauerwerksbau“ von E. Millbrandt von 1987 bzw. 1993. Da wird die Abgrenzung von Holzbalkendecken mit und ohne Scheibenwirkung ganz gut beschrieben. Bei Altbauten sind in der Regel auch immer aussteifende Wände vorhanden, so dass eine Scheibenwirkung nicht nachgewiesen werden muss. Die Broschüre bezieht sich auf Wohngebäude bis zu 2 Vollgeschossen. Das es auch bei 4 oder 5 geschossigen Altbauten aus der Gründerzeit mit durchgängig perforierten Fassaden funktioniert ist schon ein kleines Wunder.
Ich beschreibe hier mal einen klassischen Fall.
Mehrfamilienhaus 4-geschossig, Baujahr 1900, Geschosshöhe ca. 3,50 m, Deckenbalken verlaufen von Traufe zu Traufe, Fassaden der Taufseiten mit Fenstern durchsetzt, Außenwände d = 50 – 38 cm aus Kalkmörtel ohne Zement, häufig mit Luftschicht. Diese alten Holzbalkendecken sind meistens beidseitig beplankt. Oben die Dielen und unten eine Schalung als Putzträger. Häufig verlaufen die Deckenbalken parallel zu den Wohnungstrennwänden. Die Beplankung ist im Bereich der aussteifenden Wände, die normalerweise keinen Kontakt mit den Deckenbalken haben, unterbrochen so dass eine aussteifende Deckenscheibenwirkung theoretisch nicht möglich ist.
Aber was ist mit der Knickaussteifung bzw. Haltung der Außenwände ?
Beton, Ringanker, Halfenschienen und BMF-Anker usw. gab es nicht. Da wurden unverzinkte Stahlanker an die Deckenbalken genagelt und eingemauert. Wer so eine alte Decke schon einmal aufgemacht hat wird festgestellt haben, das sich die Anker in zwischen so gut wie aufgelöst haben. Und wenn die Balkenköpfe noch nicht angegammelt sind, erfolgt die Haltung der Außenwände nur über Haftreibung. Und da die Leute damals auch schon clever waren wurden die Balken luftumhüllt eingebaut, so dass die Haftung auch nur über die untere Seite funktioniert.
Und was ist wenn aussteifende Wände zur Wohnraumvergrößerung abgebrochen werden ?
Das kommt so oft vor. Na klar, da war ein Fachmann (?) vor Ort und hat einen Stahlträger zur Abfangung der darüber liegenden Wände eingebaut. Und wenn man Glück hat liegt der Träger auf Stahlstützen. Normalerweise müsste ein Stahlrahmen mit biegesteifen Ecken eingebaut werden. Die anteiligen Horizotallasten müssen an den Fusspunkten an die darunterliegende Wand angeschlossen werden die 12,5 cm dick ist und aus MZ 12 MG II besteht. Also geht nicht. Wie löst ihr diese Probleme ?
Mal davon abgesehen das inzwischen jeder Bauherr Bauexperte ist (VOX sei Dank), ich ihm aber die Aussteifungsproblematik und Stahlrahmen nicht vermitteln kann, muss ich den Auftrag ablehnen bzw. bekommen ich den Auftrag nicht. Ergebnis: Es findet sich immer einer der es einfacher sieht.
Und es funktioniert.
Sorry, ich bin jetzt etwas vom Thema abgewichen.

Gruss

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Aw: Deckenscheibe im Bestand 15 Apr 2010 11:03 #32404

Hallo Herr Lehmann,

bei abzubrechenden Innenwänden (Querwänden) immer mindestens 1 bis 1,5 m Mauerwerk an der Außenwand stehen lassen. Wandöffnungsbreite klein halten. Biegesteifer Rahmen ist sehr OK, aber eher um die Querschnitte klein zu halten. Aufnahme von Horizontallasten kannst Du vergessen, weil die Verformung größer wäre als Du zulassen kannst - oder die Querschnitte werden zu fett.


Hallo mcberg,

löse das Problem mit genügend aussteifenden Wänden. (siehe HerrL)
Eine andere Lösung wäre Decke unten frei machen, Windrispenband-Kreuz nageln und an den Endpunkten neue Mauerwerksanker setzen.

Grüße aus der Lausitz

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