THEMA:

Hallo Kollegen,

bin auf einen Widerspruch getroffen und hoffe, ihr könnt mir helfen. Gemäß Musterliste der techn. Baubestimmungen (März 2011), Anlage 1.1/2, Zu Abschnitt 4.1 (Norddeutsches Tiefland), Absatz 2 "... In Gleichung (15) von DIN 1055-100 darf die Schneelast stets als vorherrschende Einwirkung angenommen werden. Der Term ψ1,1*Qk,1 darf daher entfallen. Der ψ2-Wert für Wind ist dabei =0. ..."

Das heißt für mich, daß ich Wind nicht mit Schneelast gemäß norddt. Tiefebene überlagern brauche, da ψ2=0. Wie gesagt, das ist die MLTB mit Stand März 2011.

Ich entsann mich, mal irgendwas zu dieser Problematik bei den "Auslegungsfragen zu DIN 1055-5" (www.nabau.din.de/sixcms_upload/media/237...1-78_Januar_2011.pdf) gelesen zu haben und siehe da: Lfd. Nr. 58. Auslegung:" Es gilt DIN 1055-100 abweichende Auslegungen auch im Hinblick auf Regelungen in der MLTB sind historisch bedingt und werden zurückgezogen." Stand der Auslegungen: Januar 2011

Das wiederum heißt für mich: Schnee gemäß norddt. Tiefebene muß mit Wind überlagert werden.

Warum wird o.g. Regelung in die MLTB vom März 2011 aufgenommen, wenn in den Auslegungsfragen zu DIN 1055-5, Stand Januar 2011, genau das Gegenteil steht???


meint der etwas verwirrte Mitch ...

Hallo Mitch,

das ist tatsächlich ein Widerspruch zwischen MLTB und den Auslegungen dazu.
Ich für meinen Teil überlagere den außergewöhnlichen Schnee mit Wind, schon allein deswegen, weil ich Stahlbauer bin und nach DIN 18800 müsste ich das auch tun.

Allerdings kann man sich schon fragen, warum diese Aussage in der MLTB noch drin steht, obwohl diese aktueller ist, als die Auslegungen...

Grüße

Bealdor

Hallo,

im von mir besuchten EC1-Seminar wurde auf die Frage eingegangen. Norddeutsche Tiefebene muß demnach nach EC1 mit Wind überlagert werden...habe ich bisher auch immer nach DIN so gemacht.
Die Auslegungen wurden ja auf den EC1 hin angepasst. Auch schon 2011. Ist aber nur eine Vermutung.

Die unklare Formulierung in den Vorschriften macht mir auch Angst. Da sitzen Leute, die nicht wissen was sie tun...

Gibt es schon Auslegungsfragen zum EC1?

@Baldeor: Die Kombinationen nach DIN18800 (1990) gelten nicht mehr.
Du musstest auch nicht nach diesen Kombis rechnen. Du DURFTEST alternativ aber!
Konntest frei wählen zwischen 1055-100 und 18800 (1990)

So meine Meinung.

Ich habe noch eine Vermutung, bzgl. des Ansatzes Wind ja/nein. Aber die ist nicht belegt...

Gruß Gustav

Hallo Gustav,

da hast du Recht. Man darf nach DIN 18800 überlagern, muss aber nicht.
Dass das nicht mehr zulässig ist, ist mir allerdings neu.
Die Überlagerungsvorschriften sind ja in der DIN 18800: 2008-11 noch drin und
da die noch gilt, bin ich der Meinung, dass die Überlagerung auch noch angewendet
werden darf.

Welche unbelegte Vermutung hast du denn zum Thema Wind ja/nein?

Grüße

Bealdor

Hallo Baldeor

Ich denke mal, DIN1055-100 sind günstigere Kombis.

Aber ich rechne schon seit Jahren damit. Weiß gar nicht mehr genau wie die Kombis nach 18800 im Abheblastfall und aussergew. Lastfall aussahen....


Zu Wind + Nordd. Tiefebene:
Ich kann mir vorstellen, dass Bauteil wie z. B. Dachpfetten oder Dachtrapezbleche ursprünglich nicht auch noch mit Winddruck belastet werden sollten...(Also Winddruck auf die Dachfläche) Da kommt ja in WLZ4+Küstenbereich schon was zusammen.

Aber bei z. B. 2-Gelenkrahmenhallen mal eben so den Wind komplett weglassen im LF Norddeutsche Tiefebene.... geht ja auch irgendwie nicht...

So könnte ich mir das Durcheinander erklären. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mitglied der Normenkommission schon mal einen Hallenneubau in z. B. Bremerhaven selbst gerechnet hat..... Oder sich auch nur im Ansatz vorstellen kann, WAS DA FÜR EIN ÜBERDIMENSIONIERTER QUATSCH BEI RAUSKOMMT

Gruß Gustav

hallo,
im Stahlbau ist es nach DIN 18800 möglich, sowohl die Kombinationen nach DIN 18800 oder nach DIN 1055-100 zu nehmen. DIN 18800 ist i.d.R. in den ständigen und vorübergehenden Kombinationen etwas günstiger als DIN 1055-100, in der außergewöhnlichen dagegen etwas ungünstiger. Da der norddeutsche Schnee nach Musterliste explizit nach DIN 1055-100 zu rechnen ist, ist auch ein Mix aus beidem möglich - P/T nach 18800, A nach 1055-100. Laut Auslegung ist bei norddeutschem Schnee die Kombination außergewöhnlicher Schnee mit Wind nicht notwendig.
Nach Eurocode sieht das wieder ganz anders aus. Hier muss man DIN EN 1990 betrachten. Dort wird den Ländern freigestellt, je nach Fall in der außergewöhnlichen Kombination eine Einwirkung mit psi1 und den Rest mit psi2 oder alle Einwirkungen mit psi2 zu berücksichtigen. Nach Nationalem Anhang darf im Kombinationsfall mit Schnee als außergewöhnlicher Leiteinwirkung auf Wind als Begleiteinwirkung verzichtet werden.
In DIN EN 1991-1-3NA ist festgeschrieben, dass bei "norddeutschem Schnee" die Behörden die Rechenwerte festlegen können, die als außergewöhnliche Einwirkung zusätzlich nach DIN EN 1990 zu berücksichtigen sind.
gruß dvog