Unwetter zerstört Kunstwerk

"Jetzt ist es sogar viel schöner als vorher"
Ein Unwetter hat am Mittwoch das populäre documenta-Werk "Template" von Ai Weiwei zerstört. Doch der chinesische Künstler gibt sich gelassen. "Der Preis hat sich soeben verdoppelt", meint er.

Das Gewitter dauerte nur wenige Minuten. Danach war die Installation von Ai Weiwei nur noch ein Trümmerhaufen. Der zwölf Meter hohe Holzturm hielt dem starken Sturm nicht stand und fiel in sich zusammen. Er gehörte zu den meistfotografierten Werken der documenta. Ai Weiwei hatte Türen und Fenster alter Häuser, die dem Bauboom in China zum Opfer gefallen sind, zu einem Kunstwerk verarbeitet. Am Samstag bei der Eröffnung hatte Bundespräsident Horst Köhler zusammen mit Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) noch unter dem Bau gestanden.

Dass beim Zusammenbruch nicht mehr passierte, ist nicht nur Zufall. Dem Kasseler Bauamt kam die Statik der Konstruktion von Anfang an suspekt vor - und veranlasste schließlich am Morgen die Absperrung.

"Das ist besser als vorher"

Weiwei selbst hat inzwischen angekündigt, seine Installation nicht wieder aufzubauen. "Das ist besser als vorher", sagte der 50-Jährige. Das Werk zeige jetzt auch, dass die Natur immer wieder für Überraschungen gut sei. "Jetzt wird die Kraft der Natur sichtbar. Und Kunst wird durch solche Emotionen erst schön." Ai ist auch Architekt und hat zum Beispiel am Pekinger Olympiastadion mitgearbeitet. "Aber da war ich Architekt, hier bin ich Künstler. Keine Angst, ich mache da Unterschiede."
Es ist sehr schön gefallen", sagte documenta-Kuratorin Ruth Noak der hessenschau. Bezugnehmend auf das Leitmotiv der Ausstellung "Ist die Antike unsere Moderne?", freute sie sich fast: "Hier haben wir jetzt unsere Ruine".

Buergel: Relative Katastrophe

documenta-Chef Roger Buergel sah den Einsturz als "nur konsequent". "Auf der einen Seite ist das eine relative Katastrophe, auf der anderen Seite lassen die Trümmer jetzt jede Menge Assoziationen zu. Und genau das will Kunst ja: Anregen", sagte Buergel. Der Einsturz sei nicht ganz überraschend gewesen.

"Die Statiker hatten gesagt, dass es Probleme geben könnte, deshalb war das Werk nicht zugänglich und so gebaut, dass es nicht auf die Ausstellungshalle stürzen konnte", sagt er. Auch
für Köhler habe keine Gefahr bestanden. "Für den Einsturz war ein solches Unwetter nötig, bei dem selbst der mutigste Bundespräsident das Weite gesucht hätte."

Am Donnerstag, nur Stunden nach dem Einsturz, wollte eigentlich ein Käufer "Template" begutachten. Ai Weiwei zeigte sich dennoch optimistisch: "Der Preis hat sich soeben verdoppelt", lachte er nach dem Unwetter.

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