THEMA:

Fantomas schrieb:

150 - 300%?

So viele sind wir hier doch garnicht.

Sorry hatte ich sicher zu flapsig ausgedrückt.

Ich meine, ihr Dach (und damit jeder Sparren) ist hier für diese Gegend mit seiner Schnee- und Windlast ausgelegt.

Wie viel Sicherheit wird da üblicher Weise oben drauf geschlagen. Gerade ihr Statiker müsst ja davon ausgehen, dass die Menschen da im laufe der Zeig schlimme Dinge mit ner Hütte machen.

Packt ihr also 50% Sicherheit oben drauf oder 100%? Noch mehr? (Oder macht das jeder Statiker frei Schnauze? Was ist da so üblich?

Weil siehe diese Aktion mit den Dachhaken... Es braucht nur ein paar Leuten und nenn Nachmittag und schon darf jeder 2. Sparren doppelt so viel tragen...

Wie viel Sicherheit wird da üblicher Weise oben drauf geschlagen

nicht viel.

sparren/pfetten, die ich vor 10/15 jahren bemessen hatte, waren vor 2/3 jahren rechnerisch nicht in der lage, zusätzliche last aus pv aufzunehmen.
deswegen bricht das dach nicht zusammen, aber das geschuldete sicherheitsniveau wäre bei auflastung durch pv nicht mehr gegeben.
da spielt es keine rolle, ob 120, 150 oder 300% ..

Danke Dir, Markus!

Das ist doch eine Aussage auf die ich bauen kann :-P

Witzig (nur mit Galgenhumor) ist wie sehr dieses knappe Sicherheitniveau dann noch mit Füßen getreten wird...

Also durch die von mir beschriebene Ungleichbelastung der einzelnen Sparren. Tatsächlich habe ich 3 PV Installationen hier im Ort in den letzten zwei Jahren näher betrachtet. Alle drei waren so, dass jeder zweite Sparren am Ende keinen Dachhaken abbekommen hat. Also keine Lasten von Schnee und Wind mehr aufnimmt... Das kann jetzt ein krasser Zufall sein - ich vermute aber eher, dass es einfach gängige Praxis ist nur jeden 2. Sparren zu belegen. Es hat sich einfach gezeigt, dass das schon irgendwie gut geht. Und wenn nicht, dann gründet man eben ne neue GmbH für 25k€...

Was ich richtig traurig finde ist, dass man dann nicht zumindest alternierend die Sparren her nimmt... Quasi cleveres Pfuschen... :-P

In jedem Fall danke ich Dir recht herzlich!
Alles Gute!

tassidar schrieb:

Ich meine, ihr Dach (und damit jeder Sparren) ist hier für diese Gegend mit seiner Schnee- und Windlast ausgelegt.

Wie viel Sicherheit wird da üblicher Weise oben drauf geschlagen. Gerade ihr Statiker müsst ja davon ausgehen, dass die Menschen da im laufe der Zeig schlimme Dinge mit ner Hütte machen.

Packt ihr also 50% Sicherheit oben drauf oder 100%? Noch mehr? (Oder macht das jeder Statiker frei Schnauze? Was ist da so üblich?
 

Wir denken nicht in Sicherheiten. Das haben andere schon vor uns gemacht und uns diese über die zul. Materialspannungen, die Lastansätze und Lastfaktoren mit vorgegeben. Wir denken in Ausnutzungen. Also wie weit ist man von den zul. Grenzwerten entfernt.
Da  auch andere Themen zu berücksichtigen sind, z.B. die Durchbiegung, ist nicht selten der Grenzwert der Durchbiegung entscheidend für die Bemessung. Das heißt, die max. rechnerische Spannung ist noch weit vom max. möglichen Grenzwert entfernt. Der Laie interpretiert das als "draufgeschlagene Sicherheit".

Die Sparren selbst sind wohlmöglich auch gar nicht das entscheidende Bauteil. Die wurden auch schon vor 10-15 Jahren konstruktiv hoch ausgebildet, einfach damit man die auch zu den Zeiten schon erforderlichen Dämmstoffdicken konstruktiv sinnvoll unterbringen konnte. Entsprechend haben die Sparren von ca. 1995 und später nach meiner Erfahrung oftmals noch Lastreserven. Dieses müsste natürlich fachmännisch belegt werden. Einfach davon ausgehen reicht natürlich nicht.

Interessant sind m.E. eher die lastweiterführenden Bauteile, z.B. die Pfetten wenn es denn ein Pfettendach ist. Bei denen kann es dann schon spannender werden, weil sich dort alle Lasten sammeln. Es gibt noch weitere Möglichkeiten wo man schauen müsste.
 

1.) Wir haben kein "knappes Sicherheitsniveau". Wir bemessen aber fur planmäßige Lasten und nicht fur alle möglichen Eventualitäten, die in der Zukunft möglicherweise auftreten könnten.

2.) Wenn nach der Installation der PV Anlage  jeder zweite Sparren die aus Wind und Schnee resultierenden Lasten abtragen muss hat folglich jeder erste Sparren Traglastreserven, da er diese Lasten, fur deren Abtragung er aber bemessen wurde, nicht mehr abzutragen hat. Jeder erste Sparren kann somit mehr Eigen- und Ausbaulasten abtragen.

Dachtragwerke werden üblicherweise als ebene Stabwerke bemessen, in der Realität sind es aber räumliche Tragwerke mit der in der Bemessung nicht berücksichtigter Moglichkeit der Lastumlagerung..
Die Sparren z.B. werden in der Bemessung als Einzelstab betrachtet, in der Realitat sind sie aber z.B. durch die Lattung "irgendwie" gekoppelt.

3.) Gerade Windlasten sind sehr grobe Werte und gelten im Grunde nur fur die Hauptwindrichtung, z.B. Westen.
Wenn das Dach nun aber keine Ausrichtung in die Hauptwindrichtung hat, treten auch ganz andere - meist geringere - Windlasten auf.
Das ust auch der Grund, warum z.B. in der Denkmalpflege  zur Nachberechnung historischer Tragwerke Windlastkarten erstellt und zur Bemessung herangezogen werden. Sonst liefert die Berechnung möglicher Weise ein Ergebnis, das von der Wirklichkeit seit 250 Jahren ad absurdum geführt wird.

tassidar schrieb:

...Wieviel darf so ein Sparren haben? ..

Zwei Anmerkungen:

1.) Jedes Dach ist letztlich ein individuelles und oft auch ein recht kniffliges System.
Deshalb kann die gestellte Frage hier nicht beantwortet werden.
Wer die Standsicherheit beurteilen will, braucht eine Zeichnung, eine Berechnung
und muss eine Besichtigung vornehmen.

2.) Wenn für die PV-Anlage kein statischer Nachweis vorliegt, wird
wohl in einem Schadensfall keine Versicherung den Schaden übernehmen.
Also sollte man vorher über eine Zusatzversicherung nachdenken.

es