THEMA:

Hallo,
ich habe gestern den Prüfbericht meiner statischen Berechnung bekommen.
ich habe bisher ca. 30 geprüfte Statiken von Stahlhallen für den landwirtschaftlichen Bereich erstellt und konnte die bisherigen Nachforderungen immer ohne großen Aufwand erledigen.
Nun verlangt dieser Prüfstatiker unter anderem eine genauere Bestimmung des Biegedrillknickmomentes der gevouteten Rahmenecke, die nach seinen Angaben nicht über analytische Formeln möglich ist. Dies wäre letztendlich nur durch Einsatz eines FEM-Programmes z.B. von Dlubal möglich.
Ich denke es ist verständlich wenn ich mir wegen diesem Prüfstatiker kein FEM-Programm anschaffe.
Welche Möglichkeiten gibt es um dem Genauigkeitswahn eines Prüfstatikers zu umgehen?
Ist die Prüfung durch einen zweiten Prüfstatiker zulässig und sinnvoll?

Hallo,

Ich denke da kannst Du Dir wenig Hoffnung auf einen Wechsel des Prüfers machen. Der Prüfingenieur ist "hoheitlich" durch die Bauaufsichtsbeörde beauftragt und kann nicht aus Gründen die Dir unverhältnismäßig erscheinen gewechselt werden.
Die Prüfung von Stahlhallen erfordert nahezu immer einen Prüfingenieur mit der Zulassung für Stahlbau. Hier kann man ggf. nachfragen ob der Prüfingenieur die Zulassung besitzt. falls nicht darf der Prüfingnieur eines fremden Fachbereiches (Massivbau bzw. Holzbau) diese trotzdem prüfen solange diese einen mittleren Schwierigkeitgrad nicht überschreitet.

Im übrigen halte ich den Nachweis des Biegedrillknickmoments (ohne die Abmessungen der Halle zu kennen) für keine überzogene Forderung, sondern für den üblichen Aufwand bei einer Stahlhalle.
Das andere Prüfer den Nachweis noch nie verlangt haben sagt noch nichts darüber aus, das dieser nicht notwendig ist.

Gruss

Danke für Deine Antwort.
Natürliche habe ich sämtliche Träger mit Biegedrillknicknachweis gerechnet und dafür auch die Biegedrillknickmomente bestimmt. Nach seinen Angaben ist ihm aber die Berechnung mit einem Stabwerksprogramm zu ungenau, da hiermit keine eindeutige Bestimmung möglich wäre und fordert daher eine Berechnung mit einem FEM-Programm.

Soweit mir bekannt ist kassen sich die Biegedrillknickmomente bzw. Nachweise auch gevouteter Rahmen zuverlässig (ohne Anwendung eines FEM Programms) mit RStab von Dlubal zuverlässig bestimmen.
Die Anwendung bestimmter Programme kann er m.E. nach nicht verlangen und schon gar nicht eine räumliche Modellierung des Systems mit FE da diese Nachweise mit herkömmlichen Mitteln der Stabstatik gelöst werden können.
---- manchmal muß man sich fragen was die Leute vor einigen Jahren ohne FE gerechnet haben.
Du solltest jedoch bei deiner Berechnung überprüfen ob alle Randbedingungen erfüllt sind, so daß nicht eine unzutreffende Vereinfachung vorliegt.
Ich kann Dir nur empfehlen dich mit dem Prüfer (nicht mit dem Sachberarbeiter) zu unterhalten welche Möglichkeiten ohne FE auszukommen möglich sind.

viel erfolg

Hallo,
wie bestimmst Du mit dem Stabwerksprogramm die Biegedrillknickmomente ?
bzw. was meinst Du damit ?

Ich kenn's so:
1. Schnittgrößenermittlung nach Th. II.O unter Ansatz entsprechender Imperfektionen
2. Biegedrillknicknachweise für Riegel und Stiel von Hand

Alternativ kann man (grade für RStab) verschiedene Module anwenden. Die kosten aber Geld und sind auch nicht das Wahre.

Für den gedrückten Außenflansch kann man hervorragend die Wandriegel zur Drehbettung heranziehen. Komplizierter wird es für die gedrückte Innenecke. Der Nachweis ist analytisch nicht zu führen. Es gibt aber Untersuchungen dazu, wann von einer Gabellagerung der einzelnen Stäbe ausgegangen werden kann.
s. hierzu: www.ipp-bs.de/bdk-hilf.htm
Das ist da überhaupt sehr schön dargestellt.
Wenn Du eine Gabellagerung ansetzen kannst, sehe ich für den Nachweis kein Problem. Ansonsten kann man die Ecke durch Diagonalstreben an den Traufriegel abstützen. Hab ich auch schon ein paar mal bei Systemhallen gesehen.

Gruß
Arnd

@ Jebi

Hallo,

wie ich Biegedrillknicknachweise führe, steht denke ich nicht zur Debatte.... meine Antwort bezog sich für den Kollegen auf die Herangehensweise und Argumentation gegenüber dem Prüfer.
Wie Du schon richtig geschrieben hast gibt es Module im Programmsystem RStab (Stabwerksprogramm !!) mit denen man die Nachweise meiner Ansicht nach, unter Berücksichtigung von der Art der Lagerung bzw, Drehbettung etc. für die Baupraxis genügend genau führen kann.
Gruss