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Alte Baustatik verstehen 06 Okt 2020 18:58 #69034

Liebe Statik-Experten,

Ich baue ein Einfamilienhaus um und möchte aus den folgenden zwei Gründen die Statik verstehen:
1. Als Ingenieur anderer Fachrichtung habe ich grundsätzlich Interesse daran. :)
2. Der Statiker ist noch nicht beauftragt und ich würde gerne vorab ein Gefühl für die Tragfähigkeiten der Decken erlangen.

Die Statik hänge ich an.
Die Berechnung der Momente habe ich einigermaßen verstanden. Hier werden m.E. auch noch heute gültige Berechnungsvorschriften für einen Zweifeldträger verwendet.

Die dann folgenden Bemessungen verstehe ich aber leider nur unzureichend:
1. Was bedeuten die Brüche ? (58/1400, 44/1400 ...)
2. Wo kommen r und Z her und was bedeuten diese Zahlen?
3. Dann wird die benötigte Querschnittsfläche der Bewehrung berechnet. Wo kommt diese Berechnungsvorschrift her und ist diese heute noch gültig ?
4. Aus der Querschnittsfläche wird dann m.E. die Anzahl der Stahlstäbe mit Durchmesser von 10mm in Tragrichtung bestimmt.
5. V.S. ist wohl der Stahl in der nicht tragfähigen Richtung? Hier wird wahrscheinlich einfach ein anteiliger Richtwert von 4. verwendet.

Wie kann ich mithilfe der Stahl-Bewehrungen und heute gültigen Berechnungsvorschriften die Tragfähigkeit errechnen?

Könnt ihr mir helfen?

VG
Kolja
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Alte Baustatik verstehen 06 Okt 2020 19:45 #69035

Glauben Sie ruhig den Experten im blauen Forum.
Es gibt keinen Grund, mit der Beauftragung eines Tragwerksplaners zu warten.

Aber wo Sie sich schon so schön eingearbeitet haben, gibt es hier ausnahmsweise ein paar Hinweise für einen Laien, auch wenn das nicht der Sinn dieses Forums ist.

Leider weiß ich auch nicht, wie das Bemessungsverfahren in den 50ern funktioniert hat, aber ich würde solchen alten Konstruktionen nicht mit modernen Verfahren nachrechnen, weil die Konstruktionsregeln heute anders sind, und die heute mögliche höhere Ausnutzung nur bei Anwendung dieser Regeln sicher ist.

Aber zu Ihrer Statik: Erforderlich Fe (Fläche Eisen) = 5,46 cm², gewählt 5,50 cm² (7 Durchmesser 10mm = 7*0,785 cm²)=> Reserve: 0,7%

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Alte Baustatik verstehen 07 Okt 2020 12:41 #69046

koljav90 schrieb: ...
Die Statik hänge ich an.
Die Berechnung der Momente habe ich einigermaßen verstanden. Hier werden m.E. auch noch heute gültige Berechnungsvorschriften für einen Zweifeldträger verwendet.

Eine interessante, fast schon historische Seite, aus der man manches herauslesen kann, z.B. dass 2 Seiten damals für eine Häuslestatik ausreichten.

Die dann folgenden Bemessungen verstehe ich aber leider nur unzureichend:
1. Was bedeuten die Brüche ? (58/1400, 44/1400 ...)

Das sind die vorhandenen Beton- und Stahlspannungen unter Gebrauchslasten für den Bemessungszustand in den heute nicht mehr üblichen Einheiten kg/cm²

2. Wo kommen r und Z her und was bedeuten diese Zahlen?

Das sind Kennwerte für das damals angewandte Bemessungsverfahren.
Wie man erkennen kann, hat man damals den Zustand II mit einem linearen Spannungsverlauf in der Beton-Druckzone berechnet.

3. Dann wird die benötigte Querschnittsfläche der Bewehrung berechnet. Wo kommt diese Berechnungsvorschrift her und ist diese heute noch gültig ?

Das Verfahren ist überholt, aber grundsätzlich falsch ist es nicht, den fachlichen Hintergrund habe ich gerade benannt.

4. Aus der Querschnittsfläche wird dann m.E. die Anzahl der Stahlstäbe mit Durchmesser von 10mm in Tragrichtung bestimmt.
5. V.S. ist wohl der Stahl in der nicht tragfähigen Richtung? Hier wird wahrscheinlich einfach ein anteiliger Richtwert von 4. verwendet.

V.S. steht wohl für Verteiler-Stäbe also für die Querbewehrung (0,2*erf.Längsbew.).

Wie kann ich mithilfe der Stahl-Bewehrungen und heute gültigen Berechnungsvorschriften die Tragfähigkeit errechnen?

Da gibt es einen formalen und einen fachlichen Aspekt.
Zum formalen Punkt (Anpassungsrichtlinie nach EuroKot) kann ich nichts sagen, weil ich eine solche Richtlinie nicht habe.

Zum fachlich-pragmatischem Vorgehen:

Die aufnehmbaren Lasten und Biegemomente sind angegeben.
Mann kann diese Größen noch etwas genauer bekommen, wenn man die Werte mit dem Faktor (vorh_as/erf_as) multipliziert (as entspricht fe).

Sind deutlich andere Lasten vorh. muss man das alte Bemessungsverfahren hernehmen,
also
- Rechnung mit einer linearen Betondruckspannungsverteilung in der Druckzone,
- Nachweis, dass die damals gültigen Beton- und Stahlspannungen eingehalten sind.

Ob das die heuigen Bachelor per Hand noch hinbekommen, weiss ich jetzt nicht.

es
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Alte Baustatik verstehen 07 Okt 2020 13:35 #69048

Wow! Wirklich ausführliche und sehr hilfreiche Antwort. Vielen Dank!

In den zwei Seiten Statik werden übrigens nirgends Lasten für gemauerte nicht-tragende Trennwände berechnet geschweige denn berücksichtigt.
Wie steht ihr dazu? Hat „man“ das damals nie berücksichtigt?

Das Haus verfügt jedenfalls über einige verputzte 11,5er-Bimswände und nun ja ... es steht seit 65 Jahren.

VG
Kolja

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Alte Baustatik verstehen 07 Okt 2020 16:44 #69051

koljav90 schrieb: ...
In den zwei Seiten Statik werden übrigens nirgends Lasten für gemauerte nicht-tragende Trennwände berechnet geschweige denn berücksichtigt.
Wie steht ihr dazu? Hat „man“ das damals nie berücksichtigt?


Vielleicht waren damals keine vorhanden, sonst hätte der Statiker einen Fehler gemacht, denn er hat keine Zusatzlast berücksichtigt.

Das kann jetzt kritisch werden.
Zwar ist die Druckzone noch nicht voll ausgenutzt (siehe die Betonspannungen), aber bei dem angenommenen Dreiecksvarlauf für die Druckspannungen steigen sie bei zusätzlicher Belastung stark an.
Deshalb sehe ich bei grober betrachtung keine großen Reserven.

Nimmt man einen völligeren Verlauf an, kann man es vielleicht hinrechnen, aber dann rechnet man nach neuer Norm, in dieser ist der BSt-I aber gar nicht mehr aufgeführt.

Man braucht für diesen Fall dann eine abgesegnete Anpassungsrichtlinie, vielleicht hat ein Kollege diese.

es

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Alte Baustatik verstehen 07 Okt 2020 17:36 #69052

Statiker und Architekt war damals ein und die selbe Person und in den Entwurfsplänen sind die Wände eingezeichnet. Siehe Anhang.

Da bin ich mal gespannt...
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