Mangelnde Investitionen führen zum Verlust von Arbeitsplätzen und Ingenieur-Know-how

Konjunkturumfrage der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau

München – Die Investitionszurückhaltung öffentlicher und privater Auftraggeber ist ausschlaggebend für die dramatisch schlechte wirtschaftliche Situation vieler Ingenieurbüros. „Wenn nicht bald die Einsicht wächst, dass Investitionen in die Infrastruktur Investitionen in die Zukunft sind, dann werden in den kommenden Monaten erneut viele Ingenieurbüros schließen müssen“, kommentierte Präsidentin Dipl.-Ing. Univ. Heidi Aschl die Ergebnisse der Herbst-Konjunkturumfrage der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.

Im Halbjahresrhythmus führt die Kammer, in der die im Bauwesen tätigen Ingenieure in Bayern organisiert sind, eine Konjunkturumfrage unter ihren Mitgliedern durch. Die Ergebnisse sind erneut alarmierend. Knapp ein Drittel der rund 250 Ingenieurbüros, die sich an der Befragung beteiligt haben, bewertet ihre Geschäftslage als schlecht bis sehr schlecht. Dies bedeutet eine Zunahme um rund sechs Prozent gegenüber dem Frühjahr 2004. Auf 9,6 Prozent nahezu verdoppelt hat sich die Zahl derjenigen Kammermitglieder, die ihre Auftragslage als „sehr schlecht“ bezeichnen. 34 Prozent bezeichnen ihre Ertragslage als schlecht, 8,4 Prozent sogar als sehr schlecht. Umsätze, Erträge und Auftragsvolumen sind damit bei rund der Hälfte der an der Umfrage beteiligten Ingenieurbüros im Vergleich zum Herbst 2003 gesunken.

Diese Entwicklung führt zu wenig Optimismus für die Zukunft. Gefragt nach ihrer Einschätzung für die kommenden sechs Monate antwortet die Hälfte der Teilnehmer, dass ihre Umsätze gleich bleiben werden. Ein Drittel geht jedoch davon aus, dass sie weiter sinken. Von einem zurückgehenden Auftragsvolumen in den kommenden sechs Monaten sprechen 37 Prozent der Ingenieurbüros.

Dadurch ergeben sich zwangsläufig drastische Auswirkungen für den für Ingenieure im Bauwesen derzeit ohnehin angespannten Arbeitsmarkt. 35 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, in den vergangenen 12 Monaten die Zahl der Mitarbeiter verringert zu haben. Ein Drittel erklärt, dies auch in den kommenden sechs Monaten tun zu müssen.

Dabei gehen Experten schon heute davon aus, dass in wenigen Jahren zu wenige Ingenieure vorhanden sein werden, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen.

Und diese sind, so betonte Kammerpräsidentin Aschl, sehr vielfältig: „Die im Bauwesen tätigen Ingenieure erbringen Leistungen von höchstem gesellschaftlichem Interesse. Sie garantieren eine hohe Qualität bei Planung und Bau von Gebäuden und Infrastrukturmaßnahmen – also beim Straßen-, Brücken- und Tunnelbau –, und tragen durch ihre Arbeit zur Sicherung unserer Lebensverhältnisse bei, beispielsweise bei der Wasserver- und Abwasserentsorgung, der Energieversorgung oder der Abfallwirtschaft.“ Unsere Gesellschaft, so Aschl weiter, könne es sich nicht leisten, in diesen hoch sensiblen Bereichen auf das Know-how der heimischen Ingenieure zu verzichten.

Die mangelnde Bereitschaft der öffentlichen Auftraggeber, heute notwendige Investitionen auch heute zu tätigen, um teuer Folgekosten zu vermeiden, erstaunt umso mehr, da der Investitionsbedarf bei Straßen, Brücken, Tunneln, Schienenwegen und öffentlichen Gebäuden für jedermann klar erkennbar ist. „ Grundlage für wirtschaftliches Wachstum, das wir in Deutschland dringender denn je brauchen, war und ist immer eine gut ausgebaute, an die Bedürfnisse angepasste Infrastruktur“, so die Kammerpräsidentin. „Wir dürfen die Lösung der Probleme nicht unseren Kindern aufbürden, sondern müssen sie heute, beispielsweise durch den konsequenten Einsatz alternativer Finanzierungsformen, anpacken.“

Allerdings sind die Mitglieder der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau pessimistisch, was die Investitionsbereitschaft der öffentlichen Hand angeht. Der Anteil öffentlicher Aufträge am Gesamtauftragsvolumen ist in den vergangenen zwölf Monaten bereits bei mehr als einem Drittel der Umfrageteilnehmer deutlich gesunken, und 33 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass diese Entwicklung auch in den kommenden Monaten anhält.

Schlechte Noten geben die Ingenieure ihren Auftraggebern einmal mehr in Sachen Zahlungsmoral. 39,4 Prozent sagen, die Zahlungsmoral der öffentlichen Auftraggeber sei schlecht bis sehr schlecht. Bei den privaten Auftraggebern sieht es mit 30,5 Prozent in dieser Kategorie kaum besser aus.

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