THEMA:

Wie führe ich die Nachweise für SLW30-Belastung bei Platten?

Ich bemesse eine Brücke über einen etwas größeren Bach, bei dem mir SLW30 vorgegeben wurde (Wirtschaftsweg). Laut DIN EN 1991-1-1/NA Abs. 3.3 kann ich diese Last nach DIN 1072 ja verwenden.
Nun frage ich mich, wie ich das heute kombiniere. Ich habe es bislang immer in die Kombinatorik nach EC1 "eingefügt", aber mit Teilsicherheitsbeiwert 1,50 und den Kombinationsbeiwerten nach "Sonstige veränderliche Lasten" kombiniert. Für die Bemessung natürlich den Schwingbeiwert mitverwendet.
Bei der Ermüdung bin ich mir etwas unsicher. Hier habe ich bislang immer 50% der Last einschließlich Schwingbeiwert genommen und den Nachweis mit der zulässigen Schwingbreite für meine Bewehrung geführt. Die 50% stammen noch aus dem Ermüdungsnachweis im DIN-Fachbericht. Das ist allerdings ein Norm-Kuddelmuddel. Bislang hat das noch kein Prüfer beanstandet. Wie würdet ihr da herangehen?
Lasten wie "Bremsen und Anfahren" verwende ich einfach nach der Gruppierung "gr2" nach EC1-2.

Hallo Havelmann,

DIN 1072 ist m.E. nicht mehr maßgebend.

Hatte vor 2 Jahren mal eine Diskussion vorab mit einem PI. Klare Aussage: Es gelten nur noch DIN EN 1991-2/NA, Lastfälle LM1 bzw. ELM3.

Ermüdungsnachweis mit Belastung bzw. Schnittgrößen ELM3 nach DIN EN 1992-2/NA:2013-04, Abschnitt 6.8 + Anhang NA.NN.
Literatur: Normen-Handbuch Eurocode 2, Betonbau, Band 2, Brücken von Beuth. (ohne das Buch geht's m.E. kaum).

Gruß
mmue

Die DIN 1072 ist natürlich glasklar nicht mehr maßgebend. Es wird allerdings in DIN EN 1991-1-1/NA Abs. 3.3 klar auf den SLW30 aus der DIN 1072 Bezug genommen. Also so gibt es die schon noch. Die Frage ist, ob man sie bei diesem Wirtschaftsweg mit ggf. entsprechender Beschilderung verwenden kann.
Meiner Meinung nach sollte man als Bauherr einfach bei geringerer Belastung einen speziellen Fahrstreifen wie bspw. Nr.2 vorgeben. Das sollte ja möglich sein. Es ist natürlich völliger Irrsinn, bei jedem Minibrückchen LM1 Fahrstreifen 1 zu verwenden. Das hat glasklar nichts mit dem Verkehr zu tun, der mit LM1 abgebildet werden soll.

Auch mit dem Ermüdungslastfall LM3 tue ich mich schwer. Es bringt ja nicht viel, mit SLW30 die Bemessung durchzuführen, wenn das oftmals maßgebende Ermüdungsproblem mit dem Lastfall LM3, welcher ja auch wieder für bspw. Autobahnbrückenverkehr gilt, geführt wird. Man kann die zulässige Schwingbreite natürlich ein bisschen anpassen, aber realistisch sind diese Lasten ja dennoch nicht.

Hallo Havelmann,

Auch mit dem Ermüdungslastfall LM3 tue ich mich schwer. Es bringt ja nicht viel, mit SLW30 die Bemessung durchzuführen, wenn das oftmals maßgebende Ermüdungsproblem mit dem Lastfall LM3, welcher ja auch wieder für bspw. Autobahnbrückenverkehr gilt, geführt wird.

Naja, der ELM3 gilt für alle Brücken. Die voraussichtliche Menge des Verkehrs geht über die Verkehrskategorie und den Beiwert für die Verkehrsart ein.

Warum tust du dich mit dem ELM3 schwer? OK, das ist ein anderes Lastbild mit anderen Lasten und du mußt die ganze Arie mit den verschiedenen Laststellungen nun mal für LM1 und ELM3 durchführen. Das ist Arbeit. Leider. Den ELM3 kannst du nicht aus dem LM1 hochrechnen. Und maßgebend wird der ELM3 bei Brücken mit geringem Verkehrsaufkommen vermutlich nicht (vielleicht mal bei Schubbewehrung).

Gruß
mmue

Bei solchen untergeordneten Bauwerken wie Wirtschaftswegbrücken habe ich den Ermüdungsnachweis bisher immer unter Hinweis auf die äußerst geringe Verkehrsbelastung ausgeklammert. Wenns hoch kommt, fahren da 1-2 Lkw am Tag drüber, im langen Mittel.

Hallo Havelmann,

als Zusatz zu den Anmerkungen von den Kollegen ...

Stellschrauben (siehe mmue)

Beiwert --> Handbuch zur DIN EN 1991-2 --> NDP zu 4.3.2 incl. Anmerkung 2 (Seite 95)

Verkehrskategorie --> Handbuch zur DIN EN 1991-2 --> Tabelle 4.5 (Seite 104)


Die vormals anzusetzenden Schwingbeiwerte müssen nicht mehr angesetzt werden. Sie sind den Werten inbegriffen.

Gruß
Lehmann