THEMA:

Hallo Miteinander,

ich habe eine Frage zur minimalen Länge bei Kehlnähten von 30mm. Gilt diese Anforderung z. B. auch bei einen stumpfen Anschluß eines Geländerstabes aus Flachstahl 20/70mm auf einer Fussplatte? Dann könnte ich die beiden Stirnseiten mit 20mm nicht ansetzen, was natürlich sehr viel ausmacht. Oder ist diese Einschränkung eher so zu verstehen, dass man bei größeren und verwinkelten Anschlüssen eben nicht jede mögliche Kehlnahtlänge ansetzen darf (ganz praktisch gesehen)? In meinen Fall mit dem Geländerstab ist es ja eben so, das ich hier die Schweißnaht mit Lage und Länge konkret vorgebe und dass Sie auch so ohne weiteres ausführbar ist. Sie unterschreitet halt die Mindestlänge.

darf man nciht ansetzen. Der Grund warum man dennoch "herum"schweißt ist, die Dichtigkeit.
Es hält dich aber nichts davon ab, eine Vollverschweißung durch entsprehcende Nahtvorbereitung (K-Naht, DHV-Naht) vorzusehen.

Hallo Herr Fellner,

davon ausgehend, dass das Geländer in einem bauaufsichtlich geregelten Bereich installiert wird und maßgeblich als tragendes Element fungiert, gilt EN 1993-1-8, hier heißt es für Kehlnähte mit L < 30 mm bzw. 6xa, dass diese nicht für die Kraftübertragung angesetzt werden "sollten".
Hierbei geht die Norm davon aus, dass z. B. der Beginn einer Schweißnaht immer unzulässige Unregelmäßigkeit aufweist, wenn Sie mit ihrem Schweißverfahren diese Unregelmäßigkeiten ausschließen können, steht es Ihnen frei jede noch so kurze Schweißnaht als tragend anzusetzen.
Die entsprechenden Prüfungen nach 1090-2 sind zu beachten.

Gruß Michi

Hallo Miteinander,

Danke für ihre Antworten.

Michi schrieb: Hallo Herr Fellner,

...heißt es für Kehlnähte mit L < 30 mm bzw. 6xa, dass diese nicht für die Kraftübertragung angesetzt werden "sollten".

Das "sollte" ist ein fehlerhaft übersetztes "should" aus der englischen Fassung des EC. In diesem Fall bedeutet es m.W. analog zur guten alten DIN 18800 "darf nicht".

Die 30mm gelten nur für Stichnähte/Unterbrochen geschweißte Kehlnähte
(siehe Bild 4.1, DIN EN 1993-1-8).
Bedeutet, Stichnähte < 30mm sind nur Konstruktionsnähte.
Für Stichnähte > 30mm, ohne Anlauf/Auslaufblech gilt:
Leff = L – 2 * a
Das Gleiche gilt für Stumpfstöße von Blechen.

Bei umlaufenden Nähten geht man davon aus dass die Start/Stoppfehler wieder
aufgeschmolzen werden, wenn man eine neue Elektrode ansetzt, oder den
Anfang durch das Ankommen wieder aufschmilzt.
Es werden keine "End/Anfangskrater", Schlackebildungen angesetzt
Einen qualifizierten Schweißer vorausgesetzt.
Sie werden dort mit den ggf. vorgeschriebenen Tests einer Kehlnaht,
Magnetpulverprüfung und Farbeindringprüfung keine Fehler entdecken.

DIN EN 1993-1-8, 4.5.1 (1):
"Ist die Kehlnaht über die gesamte Länge einschliesslich der Nahtendenden voll
ausgeführt, braucht keine Abminderung der wirksamen Länge um die Nahtenden
durchgeführt werden."

Zusätzlich gilt DIN EN 1993-1-8, 4.3.2.1 (4)!

Das bedeutet Leff = L

Eine besondere Nahtvorbereitung ist nicht erforderlich.

Das ist jetzt nicht nur eine Auslegung der Norm, das sage ich auch als Schweißfachingenieur.