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Statiksoftware für neues Büro 01 Okt 2015 14:16 #56629

Hallo Michi-R,
sorry, ich wollte Dir nicht Deine Illusionen nehmen. Da wir nun mal alle an den Bau gebunden sind und schätzungsweise in einer anderen Branche nicht komplett von vorne anfangen möchten, haben wir eben nicht allzuviele Möglichkeiten.
Angestellte Statiker haben es deshalb besser, weil sich bei den Gehältern im Gegensatz zu den Honoraren der Ingenieurmangel bemerkbar macht. Die Angestellten sind in dem Fall nicht "so blöd" wie die Selbständigen und verlangen einfach mehr Kohle oder gehen wo anders hin. Das zeigt sich darin, dass die Einstiegsgehälter, soweit ich das beurteilen kann, zwischen 33% und 50% gestiegen sind, während die Honorare, wenn überhaupt nur minimal steigen, aus meiner Sicht von HOAI/5 auf HOAI/4. Das ergibt für dieenigen Sebständigen, die Mitarbeiter beschäftigen eine weitere Zwangslage.
Daher möchte ich umso mehr dafür plädieren, dass sich selbständige Bauingenieure mit dem Thema BWL auseinandersetzen (auch, wenn es für uns alle ein Graus ist). Wer nämlich weiss, welche Kosten er hat und welches Risiko hinter seinem Tun steckt, der weiss auch, was seine Arbeit wert ist und wieviel er je Stunde verlangen muss (mal ganz abgesehen von der HOAI, die uns diese Arbeit eigentlich abnehmen sollte und könnte), um sein Unternehmen ordentlich führen zu können.
Zum Thema Qualität:
Du hast Recht, die Qualität sinkt - daher steigen in den letzten Jahren auch die Gerichtsverfahren. Ich meine, das wird aber an den Preisen nichts ändern. Warum? Weil der übliche Auftraggeber davon ausgeht, dass er bei jedem Büro die gleiche Qualität zu unterschiedlichen Preisen bekommt. Bis er es merkt, das es nicht so ist, ist es meist zu spät - er baut a üblicherweise nur einmal. Die professionellen Auftraggeber aber geben es absichtlich an den billigsten und holen sich die Qualität per Gericht bei der Mängelbeseitigung, denn die zahlt ja der Schuldige (also im Zweifelsfall der Planer) und nicht der Auftraggeber. :evil:

Zum Thema Risiko noch ein paar Erfahrungen:
Der TWP, bei dem ich während dem Sudium arbeitete, hat für 300€ einem Bekannten als Gefallen eine Sachverstädigen- Stellungnahme geschrieben, das danach entsprechend widerlegt wurde. Der Schaden, der daraus entstand und den er übernehmen musste, waren über 10000€.

Ein anderer Kollege musste sein "Einzelkämpferbüro" zu machen, weil er nach einem Schaden bei der Versicherung rausgeflogen ist und auch keine mehr bekommt.

Ein anderer Kollege wurde verklagt, weil er einen Kranbahnträger zu unwirtschaftlich mit einem Profil grösser als notwendig bemessen hatte.

Bei einem anderen Fall hatten wir mit einem Baurecht-Anwalt zu tun, der uns ins Gesicht sagte, dass er bei unserem Risiko und dem gegenüberstehenden Honorar nicht arbeiten würde.

Bei der ganzen Auskömmlichleitsthematik dürfen wir unser Risiko, das wir tragen, nicht unberücksichtigt lassen. Wenn wir am Ende des Monats ein besseres Angestelltengehalt bei doppeltem Stundenaufwand hatten, dann ist das aus betriebswirtschaftlicher Sicht ungenügend bis mangelhaft, auch wenn sich einige Kollegen darüber freuen mögen.

Wenn sich das alle mal zu Herzen nehmen würden, könnten wir wieder den tollen Berufsstand daraus machen, der es mal war. Ansonsten bleiben wir eben der dumme "rational intelligente", unterbezahlte :blink: Ingenieurhaufen, der wir momentan sind. Wir geilen uns daran auf, dass wir wieder ein Bauteil durch einen rechnerischen Kniff noch weiter auslutschen konnten und alle anderen lachen uns aus, weil sie unsere zunehmend kompliziertere Leistung noch billiger einkaufen. :angry:

Sorry, aber ich gebe nur meine Erfahrungen weiter und hoffe, dass ich beim ein oder anderen ein Umdenken erwirken kann, weil wir dieses Problem nur gemeinsam lösen können.
Ich wünsche Dir, dass Du die Sache (evtl. aufgrund meiner Ausführungen) nicht genauso blauäugig angehst, wie ich damals. ;)


VG
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Statiksoftware für neues Büro 01 Okt 2015 14:48 #56630

Hallo Legilaub,

das Thema wurde zuletzt in diesem Thread von mir angesprochen:
www.diestatiker.de/forum/4-statik-tragwe...kosten-statiker.html

Wenn du dir die Antworten der ersten Seiten durchliest, weißt du wie einige Kollegen ticken. :(

BWL werde ich mir aber auch nicht reinpfeifen, ich orientiere mich einfach an anderen Berufsgruppen mit ähnlicher Ausbildung und Verantwortung.

VG

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Statiksoftware für neues Büro 01 Okt 2015 15:09 #56631

Hallo zeemann,

habs mir gerade angeschaut. Danke, genau richtig.
Also bin ich nicht ganz alleine mit meiner Meinung. Einige der aufgeführten Branchen haben übrigens eine Honorarordnung, die auch angewendet wird und brauchen deshalb kein BWL. ;)

VG

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Statiksoftware für neues Büro 01 Okt 2015 15:19 #56632

...die meisten Antworten sind aber tatsählich leider panne :unsure:

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Statiksoftware für neues Büro 02 Okt 2015 07:05 #56636

Hallo Legiaub :) ,

was genau verstehst du unter dem Begriff "BWL" im Bezug zur Führung eines Ingenieurbüros?
Als Ingenieur solltest du dich ohne die Möglichkeit des Missverständnisses ausdrücken.

:)
Me transmitte sursum, Caledoni!

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Statiksoftware für neues Büro 02 Okt 2015 08:16 #56638

Hallo GG,

habe leider nicht die Zeit, dies hier im Detail aufzuschlüsseln und habe den Begriff hier als Überbegriff verwendet. Um es in ganz kurze Worte zu fassen:
Die HOAI hat, aus meiner Sicht, 2 Funktionen: sie soll gewährleisten, dass der Bauherr die erforderliche Leistung erhält, und gewährleisten, dass der Ingenieur das dafür erforderliche Honorar erhält, ohne sich mit "fachfremden" Themen wie Einnahmen, Ausgaben zu sehr beschäftigen zu müssen. Er soll sich auf sein kompliziertes Fachthema konzentrieren können, wie Anwälte, Steuerberater und Ärzte auch. Die Buchhaltung kann man dann mehr oder weniger vom Steuerberater machen lassen, überzogen gesagt, ohne sich mit diesem Thema überhaupt zu beschäftigen.

Wird also die HOAI nicht angewendet, dann muss sich der Unternehmer über seine Kosten, Umlagen, administrative Stunden, Investitionen, Rücklagen, usw. absolut im Klaren sein und seine Buchhaltung selbst im Griff haben, sonst legt er bei jedem Projekt drauf und sei es nur, weil er halt nachts und am Wochenende eigene Stunden "unbezahlt" abarbeitet und diese dann mit fadenscheinigen Argumenten entschuldigt: "ich habe ein schwieriges Problem lösen müssen, das mich selbst interessiert" oder "da habe ich wieder etwas dazu gelernt"- es soll mir hier doch niemand erzählen, dass er das nicht kennt. Ich habe diesen Blödsinn ja selbst jahrelang betrieben und kenne zig andere Ingenieure, denen das heute noch so geht. Wir haben eine ganze Weile der Nachkalkulation gebraucht, um das einigermassen in den Griff zu bekommen und ich wage zu behaupten, dass die meisten BauIngenieure noch nicht einmal ordentlich ihren Stundenaufwand erfassen - wie soll es dann also eine Nachkalkulation geben? Und wie ich oben schon beschrieben habe, sind sich die meisten TWPs ihrer Kosten und ihres Risikos nicht bewusst, und denken, dass es super ist, wenn sie 10€/h mehr verdienen als ihr angestellter Kollege und zählen dann auch noch ausschliesslich die Projektstunden. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht müssten sie ihren Job an den Nagel hängen.
In anderen Branchen ist das nicht so üblich wie bei den Bauingenieuren. In anderen Unternehmen werden knallharte betriebswirtschaftliche Fakten bewertet und wenn diese nicht erfüllt sind, dann wird ein Auftrag nicht angenommen oder eine unwirtschaftlicher Wirtschaftszweig abgeschnitten.
Dazu bedarf es aber gewisser Grundkenntnisse in BWL und die lernen wir nicht im Studium und sie interessieren uns auch nicht wirklich, weil wir ja rational intelligenter sind als BWLer.
Der kleinste Arbeiter hat zumindest so viel BWL- Verständnis (für seine eigene Person), dass er versucht, für das Geld, das er bekommt, möglichst wenig Aufwand zu betreiben. Bauingenieure sind, aus meiner Sicht, die einzige Personengruppe, die stolz darauf ist, dass sie für das immer weniger werdende Geld, das sie bekommt, immer mehr leistet. Daumen hoch.
Das sind Tatsachen, die mir in 20 Jahren Berufserfahrung tausende Male begegnet sind. Das war das Wort zum Freitach. Schönes Wochenende. :)

VG
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