Konjunkturumfrage der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau

Krise hat Ingenieurunternehmen noch nicht erreicht, aber dunkle Wolken am Horizont
Statt einmaliger Konjunkturpakete plädiert Kammerpräsident Dr.-Ing. Heinrich Schroeter für stetige staatliche Investitionen in den Bau München/Augsburg/Nürnberg (21.07.2009). So viele Mitglieder wie noch nie haben an der Frühjahrs-Konjunkturumfrage der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau teilgenommen. Die einzelnen Fragen wurden von bis zu 459 Mitgliedern beantwortet. Die Auswertung der Antworten zeigt auf den ersten Blick: Die Gesamtsituation wird positiv eingeschätzt, die Wirtschaftskrise hat die Ingenieurunternehmen noch nicht erreicht. Allerdings beurteilen die Teilnehmer die nahe Zukunft insgesamt schlechter, als noch vor einem Jahr. Auch im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Situation hinsichtlich der allgemeinen Geschäftslage, des Auftragsvolumens und der Ertragslage eher verschlechtert als verbessert. „Im Moment wäre ein drittes Konjunkturpaket sinnlos“, sagte Kammerpräsident Dr.-Ing. Heinrich Schroeter beim Blick auf die Ergebnisse. „Die im Bauwesen tätigen Ingenieure profitieren am Besten von stetigen staatlichen Investitionen, nicht von einmaligen Investitionspaketen“, so Schroeter. Bemerkenswert: Die Zahlungsmoral öffentlicher Auftraggeber wird deutlich schlechter beurteilt als die von privaten.
Regelmäßig ruft die Bayerische Ingenieurekammer-Bau ihre Mitglieder zur Teilnahme an Konjunkturumfragen auf. Im Multiple-Choice-Verfahren stehen bei jeder Frage fünf Antwortmöglichkeiten zur Verfügung, in der Regel: „sehr gut“, „gut“, „befriedigend“, „schlecht“ und „sehr schlecht“. Auf Basis der Ergebnisse kann der Vorstand Schwerpunkte in seiner Arbeit setzen. Als Argumentationsgrundlage dienen die Antworten der Durchsetzung von Berufsinteressen gegenüber Politik und Wirtschaft.
Geschäfts-, Auftrags- und Ertragslage werden noch positiv beurteilt
Die allgemeine Geschäftsgrundlage ihres Planungsbüros bewerteten 11,5 Prozent der Teilnehmer als „sehr gut“, 42 Prozent als „gut“ und 30,7 Prozent als „befriedigend. Auch die Auftragslage wird überwiegend als gut (34,9) und befriedigend (28,8) bewertet. 17,7 Prozent schätzen ihre Auftragslage als „sehr gut“ ein, allerdings haben als Antwort auf diese Frage auch fast 7 Prozent mehr als noch im Vorjahr „schlecht“ angekreuzt.
Die Ertragslage ihres Planungsbüros beurteilten immerhin 24,8 Prozent als gut und 43,9 Prozent als befriedigend. Allerdings wurden auch „schlecht“ (22,1) und „sehr schlecht“ (5) vergleichsweise häufig angekreuzt. Bei „schlecht“ setzten ihr Kreuz 7 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Ein negativer Trend lässt sich ebenfalls aus den Vergleichszahlen zur Ertragslage und Auftragsvolumen ablesen. Im Vergleich mit März 2008 beurteilten ihre Ertragslage zwar 43,8 Prozent als „nicht verändert“, allerdings gaben aber auch 29,7 Prozent „verschlechtert“ an. Dem stehen 19,8 Prozent gegenüber, die angeben, ihre Ertragslage habe sich im Vergleich mit März 2008 verbessert (17,3) oder stark verbessert (2,5). Die Auftragslage ist laut Umfrage bei mehr Büros gesunken (40,4) als gestiegen (27,9). Trotzdem sind die Investitionsausgaben überwiegend „gleich geblieben“ (48,2). Bis Oktober 2009 rechnen die meisten Teilnehmer mit gleich gleichbleibenden (54,4) Umsätzen. Dass sich die Ertragslage ihres Planungsbüros bis Oktober 2009 „nicht verändern“ wird gaben 55,9 Prozent der Teilnehmer an. Ähnlich sieht es beim Auftragsvolumen aus (53,2). Allerdings rechnen hier 27,2 Prozent der Teilnehmer mit sinkenden Aufträgen. Mitarbeiterzahlen stabil
Die Konjunkturumfrage belegt weiterhin, dass die bayerischen Planungsbüros im Vergleich mit internationalen Unternehmen eher klein sind. Ein gutes Viertel der bayerischen Büros (27,1 Prozent) sind „Einzelkämpfer“, gefolgt von Ingenieurbüros mit ein bis fünf Mitarbeitern (39,4). Ein gutes Drittel (33,5) der Bayerischen Büros beschäftigen zwischen sechs und mehr als 25 Mitarbeiter. Im Vergleich zum Frühjahr 2008 hat sich die Anzahl der Mitarbeiter bei den meisten Büros „nicht verändert“ (72,8), bei 15 Prozent ist die Mitarbeiterzahl gestiegen, bei 12,2 Prozent gesunken. Die Zahl der Mitarbeiter wird sich nach Angaben der meisten Teilnehmer bis Oktober 2009 nicht verändern (80,9).
Offene Stellen haben im Moment lediglich 12,8 Prozent der Planungsbüros. 87,2 Prozent gaben an, dass sie im Moment keine neuen Mitarbeiter suchen. Am gefragtesten sind bei den Planungsbüros im Moment Mitarbeiter für den Fachbereich Konstruktiver Ingenieurbau (41,1). Gesucht werden vor allem Diplom-Ingenieure mit Fachhochschulabschluss (62,1), gefolgt von Diplom-Ingenieuren mit Universitätsabschluss (35,8). Ingenieure mit Bachelor- (13,7) oder Master-Abschluss (15,8) werden deutlich weniger nachgefragt. Zum Teil niedrigere Gewinne
Ein uneinheitliches Bild ergibt sich aus der Auswertung der Frage nach dem Ertrag vor Steuern. Demnach verdienten 16,6 Prozent weniger als 10.000 Euro. Weniger als 25.000 Euro verdienten 14,2 Prozent, weniger als 50.000 Euro 20,4 Prozent und weniger als 100.000 Euro 28 Prozent. Auch der Anteil der öffentlichen Auftraggeber ist stark schwankend. Bei 29 Prozent der Umfrageteilnehmer beträgt der Anteil 1 bis 20 Prozent. Für 13,7 Prozent spielen öffentliche Aufträge eine große Rolle: Sie gaben an, dass 81 bis 100 Prozent aller Aufträge aus der öffentlichen Hand stammen. Die Anzahl dieser Aufträge ist bei der Mehrheit der Planungsbüros überwiegend gleich geblieben (62,8). Die Zahlungsmoral öffentlicher Auftraggeber beurteilten 30,5 Prozent mit gut, die der privaten Auftraggeber mit 38 Prozent.
Unerschlossenes Potenzial bieten nach wie vor Aufträge aus dem Ausland. Lediglich ein Viertel der Teilnehmer haben Auslandsaufträge, die große Mehrheit von drei Viertel aller Teilnehmer (74,9) gab an, keine Auslandsaufträge zu haben. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich hier nicht viel verändert, die Anzahl der Auslandsaufträge ist bei 85,6 Prozent gleich geblieben.
Bei der Rechtsform der Planungsbüros stehen „Freier Beruf“ (56,7) und die GmbH (31,3) an der Spitze. Fazit
Auf den ersten Blick erscheinen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage Frühjahr 2009 überwiegend positiv. So werden Geschäftslage und Auftragsvolumen von mehr als der Hälfte der Teilnehmer als „gut“ oder „sehr gut“ eingeschätzt. Erst der Vergleich mit der Frühjahrsumfrage 2008 zeigt einen negativen Trend auf. So stieg zum Beispiel die Anzahl der Teilnehmer, die angaben, dass die Umsätze ihres Planungsbüros in den vergangenen 12 Monaten gesunken seien, um 12,1 Prozent. Ein noch deutlicheres Bild zeigt sich bei der Frage nach dem Auftragsvolumen. Hier wurde „gesunken“ von 17,9 Prozent mehr angekreuzt als noch in der Vorjahresumfrage.
Auch im Hinblick auf die Erwartungen auf die zukünftige Geschäftsentwicklung bis Oktober 2009 zeigt sich ein eher negatives Bild. Zwar rechnen jeweils mehr als die Hälfte der Befragten damit, dass Umsätze, Ertragsvolumen und Auftragsvolumen bis Oktober gleich bleiben werden, die übrigen Befragten erwarten jedoch durchweg eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung.
Der Vorstand der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau dankt allen Teilnehmern der Umfrage. (Internet: www.bayika.de)

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